Zoll-Deal schockt deutsche Rüstungsbranche: Rheinmetall & Co. geraten in Bedrängnis
Ein Satz des US-Präsidenten hat gereicht, um die Aktienkurse deutscher Wehrtechnikhersteller kräftig ins Rutschen zu bringen. Während Rheinmetall, Hensoldt und Renk Federn lassen, mahnen Analysten zur Besonnenheit – und sehen teils Kaufgelegenheiten.
Börsenschock für Rüstungswerte: Trump-Aussage zum Zoll-Deal lässt Rheinmetall & Co. abstürzen.GETTYIMAGES/KanawatTH
Die Einigung im transatlantischen Zollstreit sorgte an den europäischen Märkten zunächst für Erleichterung. Doch während der DAX übergreifend zulegen konnte, gerieten Rüstungswerte stark unter Druck. Bereits zu Handelsbeginn am Montag verloren Rheinmetall über 4 %, bei Renk und Hensoldt summierten sich die Verluste zeitweise auf bis zu 7,5 % beziehungsweise 6 %. Auch zum Handelsende notierten die Titel noch deutlich im Minus.
Auslöser war eine Aussage von Donald Trump, der im Zuge der Vereinbarung forderte, dass europäische Staaten künftig „in großen Mengen“ amerikanisches Kriegsgerät erwerben sollen.
Analysten sprechen von überzogener Reaktion
Für Branchenexperten wie Stefan Maichl von der Landesbank Baden-Württemberg ist das Kursbeben nachvollziehbar. Schließlich haben die drei Unternehmen im bisherigen Jahresverlauf enorme Kursgewinne verbucht: Rheinmetall liegt fast 180 % im Plus, Renk sogar über 270 %, Hensoldt rund 170 %.
Maichl relativiert jedoch die Auswirkungen der Trump-Aussage im Gespräch mit dem Handelsblatt: „Trumps Äußerungen seien sehr unkonkret – es sei weder klar, was mit ‚großen Mengen‘ gemeint sei noch welche Rüstungsgüter konkret zukünftig bestellt werden sollen.“
Banken bleiben bei positiven Empfehlungen
Auch vonseiten der Analystenhäuser kommt weiter Optimismus: Laut Bloomberg wurde am Montag keine einzige Kaufempfehlung revidiert. Holger Schmidt von der DZ Bank etwa erwartet angesichts des Ukraine-Konflikts und der NATO-Aufrüstungspläne weiterhin „einen jahrelangen, starken Anstieg der Verteidigungsausgaben in Deutschland und den europäischen Nato-Staaten“.
Besonders optimistisch zeigt sich der Markt gegenüber Rheinmetall: 18 von 22 Analysten sprechen sich laut Bloomberg für einen Kauf aus. Das mittlere Kursziel liegt bei rund 2031 Euro – etwa 19 % über dem aktuellen Kurs.
Bei Renk und Hensoldt überwiegt Zurückhaltung
Weniger enthusiastisch fällt das Urteil bei den kleineren Rüstungswerten aus: Für Renk sehen nur neun von 15 Analysten weiteres Aufwärtspotenzial, bei Hensoldt sogar nur fünf von 14. Hauptgrund sei die ambitionierte Bewertung – nach dem rasanten Kursanstieg der vergangenen Monate sind viele Investoren vorsichtiger geworden.
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