Zwischen Luxus und Sparflucht: Wintertourismus im Wandel
Die Wintersaison in Österreich verzeichnet vielversprechende Buchungszahlen. Besonders die Tage um Weihnachten und Neujahr sind für viele Betriebe die heißesten Wochen des Jahres.
Gäste, die sich nach Erholung und sportlicher Betätigung sehnen, strömen sowohl in die Skigebiete als auch in die Städte und Thermen des Landes. Doch während hochpreisige Unterkünfte florieren, kämpft der Mittelbau um seine Existenz.
„Wir erleben eine zunehmende Polarisierung“, erläutert Petra Nocker-Schwarzenbacher, Betreiberin des Brückenwirts in St. Johann im Pongau. „Die Nachfrage konzentriert sich entweder auf Luxusangebote oder auf günstige Alternativen. Der Mittelbau wird deutlich weniger gefragt.“
Wien, als Aushängeschild des österreichischen Städtetourismus, erholt sich weiterhin von den pandemiebedingten Einbrüchen. Michaela Reitterer, Betreiberin des Boutiquehotels Stadthalle in Wien, zeigt sich optimistisch: „Der November war stark, und auch der Dezember übertrifft die Vorjahreszahlen. Besonders erfreulich ist die Rückkehr internationaler Gäste, insbesondere aus den USA.“
Städtetourismus auf Erfolgskurs
Reitterer hebt hervor, dass die gestiegenen Flugverbindungen von der US-Ostküste nach Wien eine Schlüsselrolle spielen. Amerikanische Touristen neigen dazu, in Fünf-Sterne-Hotels zu übernachten, längere Aufenthalte zu buchen und großzügig auszugeben. Dennoch bleibt die Belastung durch gestiegene Lohn- und Energiekosten ein Thema: „Es ist uns gelungen, einen Teil dieser Kosten an die Kunden weiterzugeben, aber längst nicht alles.“
Auch die österreichischen Thermen genießen einen wachsenden Zulauf. Klaus Hofmann, Leiter der Vamed Vitality World betont: „Unsere Gäste sind bereit, für Qualität tief in die Tasche zu greifen.“ Während in Wintersportregionen die Thermen meist erst nach einem Tag auf der Piste besucht werden, sind sie in anderen Gebieten auch tagsüber gut gefüllt.
Hofmann unterstreicht den wirtschaftlichen Beitrag der Branche: „Der Thermentourismus ist ein stabilisierender Faktor, auch in Krisenzeiten. Es ist höchste Zeit, dass die Regierung die Bedeutung dieser Branche anerkennt und Entlastungen bei den Lohnnebenkosten beschließt.“
Herausforderungen für die Ferienhotellerie
Die Ferienhotellerie, einst das Rückgrat des Wintertourismus, steht vor neuen Herausforderungen. Während Luxusresorts stabile Buchungszahlen und hohe Preise erzielen, sieht es für Mittelklasse-Hotels anders aus. „Die Preissensibilität ist spürbar gestiegen“, erklärt Nocker-Schwarzenbacher. „Viele Gäste sind weniger bereit, Preissteigerungen zu akzeptieren, selbst wenn die Kosten für Energie und Personal erheblich gestiegen sind.“
Die wirtschaftliche Unsicherheit, getrieben von Werkschließungen und Stellenverlusten, wirkt sich zunehmend auch auf das Reiseverhalten aus. Viele Betriebe hoffen auf politische Maßnahmen, die Entlastungen für die Branche bringen.
Obwohl die Buchungslage für die Wintersaison vielversprechend aussieht, bleibt die Frage, wie nachhaltig diese Entwicklung sein wird. Die Branche steht unter Druck, steigende Kosten abzufangen und gleichzeitig attraktiv für Kunden zu bleiben. Während einige Betriebe von den Veränderungen profitieren, sehen sich andere mit existenziellen Herausforderungen konfrontiert.
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