Zwist in EZB-Rat: Einige Mitglieder fürchten eine anhaltend erhöhte Inflation
Insidern zufolge prallten bei den letzten Sitzung des EZB-Rats zwei Lager aufeinander: Vertreter einer härteren Geldpolitik befürchten, die Teuerungsrate könnte über der EZB-Zielmarke von 2 Prozent verharren, und 2023 neuerlich steigen. Vertreter der lockeren Geldpolitik glauben das nicht.
Die Inflationsaussichten in der Eurozone haben auf der Zinssitzung der EZB laut Insidern für viel Diskussionsstoff gesorgt. Demnach haben die Euro-Wächter unter anderem über die Gefahr beraten, dass die Teuerungsrate das nächste Jahr über der EZB-Zielmarke von glatt 2 Prozent verharren könnte. Sie seien zudem uneins gewesen, ob die Inflation dann 2023 wieder zurückgehen werde. Ein EZB-Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den Informationen ab.
EZB-Präsidentin: Inflationsschub länger als erwartet
EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte auf der Pressekonferenz nach der Zinssitzung, dass der aktuelle Inflationsschub wohl länger anhalten werde als bisher gedacht. Zugleich bekräftigte sie aber die bisherige Auffassung der Euro-Wächter, dass der Preisdruck 2022 wieder nachlassen und die Teuerung dann wieder sinken wird.
Die Inflation im Euroraum war im September mit 3,4 Prozent so hoch ausgefallen wie seit 13 Jahren nicht mehr. Für Oktober wird von Experten ein weiterer Anstieg auf 3,7 Prozent erwartet.
Abweichende Prognose für das Jahr 2023
Bisher geht die EZB in ihren Prognosen davon aus, dass die Teuerungsrate 2022 mit 1,7 Prozent wieder unter das EZB-Ziel sinken wird. Neue Prognosen der EZB-Volkswirte werden zur Zinssitzung im Dezember erwartet.
Den Insidern zufolge hatten Chefvolkswirt Philip Lane und andere Ratsmitglieder, die eher für eine lockere Geldpolitik eintreten, dahingehend argumentiert, dass 2023 die Inflation voraussichtlich unter dem EZB-Ziel bleiben werde. Befürworter einer eher strafferen Geldpolitik hätten dagegen eingebracht, dass marktbasierte Inflationserwartungen höhere Raten anzeigten. Keiner der Währungshüter habe allerdings Spekulationen an der Börse unterstützt, die von einer Zinserhöhung bereits im kommenden Jahr ausgehen. (APA/Red)
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