Zyperns enorme Gasfunde wecken Hoffnungen – doch die Politik blockiert
Jüngste Funde belegen ein weiteres Mal beachtliche Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer. Das weckt Hoffnungen – die aber von der Politik ganz kräftig gedämpft werden, zum einen wegen des Konflikts mit der Türkei, zum anderen wegen der Gaspolitik der EU.
Erst kürzlich sind südlich von Zypern erneut Erdgasvorkommen entdeckt worden. Das italienisch-französische Energie-Konsortium Eni-Total ust bei Forschungsarbeiten auf ein Gasfeld von rund 70 Milliarden Kubikmeter Erdgas in guter Qualität gestoßen.
Ein Weg zur Loslösung von russischem Gas
Italiens teilstaatlicher Energieversorger Eni sprach in einer Mitteilung von einem “wichtigen Fund” in 2287 Metern Tiefe, rund 160 Kilometer von der Küste Zyperns entfernt. Die italienische Zeitung “La Repubblica” sah darin eine wichtige Nachricht für Italiens Energiepolitik. Der Fund gebe aber auch den Ländern in Europa die Möglichkeit, sich von russischen Gaslieferungen unabhängig zu machen. Bis zum Beginn der Förderung dürfte aber noch ein Jahr vergehen.
Es ist nicht der erste vielversprechende Fund im östlichen Mittelmeer. Bereits 2011 hatte die US-Firma Noble Energy bei Bohrungen weiter östlich des aktuellen Fundes große Erdgasfelder in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Zyperns entdeckt.
Türkei und Griechenland streiten um die Ausbeutung des Gases
Dass sich Europa allerdings schon sehr schnell auf neues Gas aus Zypern freuen wird, darf bezweifelt werden. Es tobt mittlerweile ein Streit mit dem Nachbarland Türkei um die Ausbeutung des Rohstoffs. Zypern ist seit 1974 in einen griechisch-zypriotischen Teil im Süden und einen türkisch-zypriotischen Teil im Norden der Insel geteilt. Solange es keine Lösung der Zypern-Frage gibt, sperrt sich Ankara gegen die Ausbeutung der Erdgasfelder und die Forschung nach weiteren Vorkommen.
Es dürfte noch Jahre dauern, bis Gas aus Zypern, sofern es gefördert wird, bei den europäischen Verbrauchern ankommt. Moritz Rau, Energiefachmann der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin, meint gegenüber der FAZ: Zyprisches Gas stehe kurzfristig nicht zur Verfügung, und der Export auf internationale Märkte würde wohl Konflikte mit der Türkei schüren. Sein Fazit: “Die Unwägbarkeiten überwiegen.”
Auch fehle die Infrastruktur für ein Geschäftsmodell. Zwar hatten Zypern und Ägypten im Februar eine Absichtserklärung unterzeichnet, die den Gasexport mittels Unterwasserleitung zu ägyptischen LNG-Häfen ermöglichen soll. Doch das Anbinden zyprischer Gasfelder an die ägyptischen LNG-Terminals Idku und Damietta werde Jahre dauern, sagt Rau. Investoren dafür dürften “nur schwer zu finden sein, solange die EU-Nachfrage nicht langfristig gesichert ist und nicht absehbar ist, dass sich das Projekt rentiert”. Aber die EU will bald schon ganz ohne Gas auskommen…
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