Der 53-jährige gebürtige Linzer gilt als ÖVP-Wunschkandidat und hat mehrere gewichtige Positionen im ORF inne. So agiert er seit 2012 als “Chefproducer Fernsehen”, womit er das größte Programmbudget im ORF verwaltet. Seit 2017 ist er zudem Vizefinanzdirektor. Diese Funktion soll für ihn geschaffen worden sein, nachdem sich unter anderem die SPÖ-nahen Vertreter im Stiftungsrat gegen ihn als ORF-Finanzdirektor ausgesprochen hatten. Seine Aufgabenpalette wuchs im Jahr 2020 weiter an: Damals wurde er zum dritten Geschäftsführer der ORF-Onlinetochter orf.at und zum Projektleiter für den geplanten ORF-Player bestellt.

Seine ORF-Karriere begann der Magister der Kommunikationswissenschaften 1995 im aktuellen Dienst im ORF-Landesstudio Niederösterreich. Nach Zwischenstopps als Chef vom Dienst bei Ö3 und als stellvertretender Chronikressortleiter in der ORF-Radioinformation, zog es ihn erneut nach Niederösterreich, wo er von 2003 bis 2009 stellvertretender Chefredakteur unter Richard Grasl war. Ab 2010 war Weißmann dann Grasls Büroleiter in der ORF-Finanzdirektion. Der knapp von Wrabetz bei der ORF-Generaldirektorwahl 2016 Geschlagene machte seinen langjährigen Wegbegleiter Weißmann schließlich auch zum “Chefproducer Fernsehen”.

Wrabetz erhielt 6 Stimmen

Weißmann folgt damit auf Alexander Wrabetz und übernimmt bereits ab 2022 die Führung im ORF. Wrabetz holte bei der Wahl noch sechs Stimmen, Lisa Totzauer fünf, Thomas Prantner und Harald Thoma jeweils keine Stimme. Einer der ersten Gratulanten Weißmanns war sein Ex-Chef im ORF, Richard Grasl. Dieser beglückwünschte seinen ehemaligen Büroleiter via Twitter: „Gratuliere Roli!! 2/3-Mehrheit. Chapeau!!“

Der amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz erhielt 6 Stimmen. ORF 1-Channelmanagerin Lisa Totzauer kam auf 5 Stimmen – davon zumindest drei von FPÖ-nahen Stiftungsräten. ORF-Vize-Technikdirektor Thomas Prantner als auch Harald Thoma erhielten keine Stimmen. “Der neue ORF-Generaldirektor Roland Weißmann verbindet journalistische, programmwirtschaftliche und digitale Kompetenz und er ist vor allem ein Teamplayer – genau das braucht der ORF für seine Zukunft”, sagte Thomas Zach, Leiter des bürgerlichen “Freundeskreises”. Mit dem heutigen Ergebnis stehe eine breite Mehrheit im Stiftungsrat hinter einem digitalen Reformkurs für den ORF – die Bestellung von Weißmann sei ein klares Signal für die ambitionierte Weiterentwicklung des größten österreichischen Medienunternehmens.

Alexander Wrabetz war mit etwa 14 Jahren am längsten ORF-Chef.APA/ORF/O. Ginner

Wer ist Roland Weißmann?

Seinem Bewerbungskonzept zufolge darf sich das Publikum auf einen digitaleren, jüngeren und diverseren ORF einstellen, der die unter Wrabetz etablierte Direktionsstruktur (vorerst) beibehält und die Landesstudios mit mehr Ressourcen ausstattet. Weißmann agiert seit 2012 als “Chefproducer Fernsehen”, womit er das größte Programmbudget im ORF verwaltet. Seit 2017 ist er zudem Vizefinanzdirektor. 2016 war er vom damals frisch wiederbestellten ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zunächst sogar als Kaufmännischer Direktor vorgesehen. Nachdem der ÖVP-“Freundeskreis” im obersten ORF-Gremium den Preis für die Zustimmung zu Wrabetz’ Direktorenteam aber immer weiter in die Höhe schraubte, wurde es doch nichts mit dem Posten des Finanzdirektors.

Wrabetz machte den am 16. März 1968 geborenen Weißmann schließlich zum stellvertretenden Finanzdirektor, auch weil Weißmann nach dem Ausscheiden des Wrabetz knapp unterlegenen Richard Grasl die Rolle als Verbindungsglied zum türkisen “Freundeskreis” im ORF-Stiftungsrat übernahm. Weißmann nahm etwa an Treffen bürgerlicher Stiftungsräte oder einem Seminar von “Freundeskreis”-Leiter Thomas Zach in Südfrankreich teil – nach vorheriger Genehmigung der Generaldirektion.

Weißmanns Karriere im ORF ist eng mit dem Namen Grasl verbunden. Nach dem Publizistik- und Geschichtsstudium landete er 1995 im aktuellen Dienst im ORF-Landesstudio Niederösterreich. Nach Zwischenstopps als Chef vom Dienst bei Ö3 und als stellvertretender Chronikressortleiter in der ORF-Radioinformation, zog es Weißmann, der in seiner Freizeit Ausgleich beim Laufen und Boxen sucht, erneut nach Niederösterreich, wo er ab 2003 stellvertretender Chefredakteur unter Richard Grasl war.