Eine neue Community für Startup-Gründer entsteht gerade in Wien: Founders in Europe. Benjamin Ruschin – er ist allseits bekannt in der heimischen Startup-Szene – hat sie gegründet. „Wir rüsten Startups mit dem Wissen aus, das in der Frühphase besonders wichtig ist“, berichtet er dem eXXpress über sein neues Projekt, mit dem er sich einen Herzenswunsch erfüllt.

Großer Erfolg mit WeAreDevelopers

Bis vor kurzem leitete Ruschin noch WeAreDevelopers, Europas größte Community für Software-Entwicklung, die er im April 2017 gegründet hat. „Wir haben Events mit 10.000 und mehr Software-Entwicklern veranstaltet und mithilfe eines großartigen Teams von zurzeit 50 Mitarbeitern das erfolgreichste Jobportal für IT-Fachkräfte im europäischen Raum geschaffen“, berichtet Rushin. „Wir liefern vier bis fünf Mal so viele Kandidaten pro Stellenanzeige wie die anderen Jobportale und bieten unseren Kunden dadurch einen bedeutenden Mehrwert gegenüber der Konkurrenz.“

Doch nun hat Ruschin das Projekt in andere Hände gelegt, an den ehemaligen Geschäftsführer von StepStone Rudi Bauer – den „erfahrensten europäischen Jobportal-Experten“ – und widmet sich ganz Founders in Europe. „Es ist ein Company-Builder, also ein Unternehmen, das andere Unternehmen – in diesem Fall Startups – von der Gründungsphase bis zur Wachstumsphase begleitet.

Ruschin über Co-Founder Michael Ionita: „Mit ihm habe ich einen der erfahrensten Technologie-Experten als Geschäftspartner an meiner Seite.“ Ionita hat schon zahlreiche Startups mitbegründet, begleitet und erfolgreich verkauft.Katharina Schiffl

Im Rahmen eines dreimonatigen Ausbildungsprogramms werden zentrale Fähigkeiten vermittelt, wie Unternehmens- und Teamführung, Aufbau eines digitalen Produkts, Marketing und Vertrieb. Es geschieht virtuell, damit Gründer aus allen deutschsprachigen Ländern und darüber hinaus daran teilgenehmen können.

Finanzierung der Startups in der Anfangsphase

Es bleibt aber nicht nur beim Vermitteln von Lehrinhalten: „Wir finanzieren die vielversprechendsten Startups in unserer Community mit einem Investment von 100.000 bis 150.000 Euro, und zwar in der frühestmöglichen Phase. Im Branchenjargon heißt das ‚Pre-Seed‘, das ist die Phase in der gegründet wird, vor der ersten bedeutenden Investorenrunde.“ Mit diesem Geld finanzieren sich die Startups, während sie ihre Prototypen bauen, sowie ihr Geschäftsmodell und Produkt-Market-Fit validieren“. Das Geld müsse für die ersten sechs bis zwölf Monate reichen.

Teils finanziert Ben Ruschin das Projekt aus seiner eigenen Tasche, teils konnte er Privatinvestoren dafür begeistern, möchte sie aber namentlich nicht nennen. Nur so viel: Top-Manager in großen Unternehmen, Gründer erfolgreicher KMUs und Startups, Family Offices und Business Angels seien darunter. „Mit unserem ersten Fonds investieren wir in 20 Startups, das ist eine gute Zahl für eine sinnvolle Streuung.“

Screening: Personen mit "Biss" werden herausgefiltert

Die dreimonatige Ausbildung erfülle zwei Ziele: „Erstens rüsten wir unsere Startup-Gründer mit dem notwendigen Wissen für die Frühphase aus. Zweitens nutzen wir dieses Programm um die Gründer über drei Monate hinweg zu screenen: Wir befassen uns mit ihrer Persönlichkeit und ob sie das Zeug dazu haben, den Biss, das Durchhaltevermögen um ein Startup zum Erfolg zu führen.“ Dieses Screening sei besonders wichtig, denn über drei Monate hinweg lerne man eine Persönlichkeit viel besser kennen, als im konventionellen einstündigen Investor-Gründer-Kennenlerntreffen.

Europa leidet unter „antikapitalistischer Kultur“

Eine wesentliche Antriebsfeder Benjamin Ruschins war seine Unzufriedenheit mit der Situation in Europa. „Asien produziert vier Mal so viele, die USA fünf Mal so viele Unicorns wie Europa – also Startups die mit einer Milliarde Euro bzw. Dollar bewertet werden. Wir haben in Europa einen unglaublichen Talente-Pool, eine rasant wachsende VC-Szene, immer mehr Risikokapitalgeber aus den USA strecken ihre Fühler nach Europa aus. Wir spüren, dass es hier ein großes Potenzial in den nächsten Jahren geben wird, aber dass es nichtsdestotrotz Hürden zu bewältigen gibt.“

Ruschin nennt als Beispiel „die antikapitalistische Kultur, die junge Menschen dafür bestraft, wenn sie unternehmerisch erfolgreich sind. Wir möchten mit Founders in Europe unseren Beitrag dazu leisten, dass europäische Startup-Gründer mit ihren Firmen den internationalen Durchbruch schaffen.“

Situation in Österreich bessert sich

In den vergangenen Jahren habe sich die Situation für Startups in Österreich merklich verbessert, unterstreicht er Ruschin gegenüber dem eXXpress: „Österreich hat viele gute Voraussetzungen für Startup-Gründer“. Das liege vor allem an der Förderlandschaft. „Sie ist dank Organisationen wie der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und dem Austria Wirtschaftsservice (AWS) auf Bundesebene, oder auch der Wirtschaftsagentur Wien auf Landesebene gut aufgestellt und bietet Gründern tolle Möglichkeiten, um sich vom Start weg eine Finanzierung in Form von Förderungen, Fremdfinanzierungen bzw. Kombinationen aus Beiden zu verschaffen. Von solchen Voraussetzungen träumen andere Länder.“ Kürzlich sprach Ruschin mit einem russischen Investor. „In Russland existiert diese Infrastruktur nicht, dementsprechend sind auch die Bewertungen russischer Early-Stage-Startups besonders niedrig.“

Und: „Es gibt heute mehr Risikokapital als noch vor zehn Jahren, wiewohl es nur einen wirklichen Venture Capital Player in Österreich gibt.“

Was Österreich hemmt: „Privatstiftungen dürfen de facto nicht Start-Ups unterstützen.“ Darüber hinaus gebe es noch immer kulturelle Probleme. „Unternehmer schaffen Arbeitsplätze. Dennoch werden sie dafür kritisiert, dass sie Wachstum und Umsatz anstreben. Kapitalismus und Think-Big sind leider verpönt.“ Ungenügend sei auch die Rot-Weiß-Rot-Karte. „Wenn man qualifizierte Personen aus dem Ausland anstellt, wartet man nach wie vor Monate auf eine Zusage. Das geht viel zu langsam und zu kompliziert. Viel besser funktioniert da das French Tax Visum.“ Denkbar wären Rushin zufolge „steuerliche Anreize für neue Mitarbeiter im IT“.

„Wir sind die Zielgruppe“

Bens Schapiro sprüht viel Zuversicht aus bezüglich seines neuen Projekts. Zweierlei hebt er bei Founders in Europe noch hervor: Das ist zum einen die Wissensplattform – „Wir statten sie mit Templates aus, mit fertigen Tools, Modellen und Anleitungen die ihnen helfen, ihre Herausforderungen zu bewältigen“ – und zum anderen die Community: „Im Gegenzug zu klassischen Venture Capital-Gebern differenzieren wir uns durch einen Aspekt sehr stark: Unsere Nähe zur Startup-Szene. Wir sind die Zielgruppe. Wir möchten mit den Gründern auf Augenhöhe agieren und in den kommenden fünf Jahren zu einem der bedeutendsten Company-Builder in Europa avancieren. Wir möchten hier eine deutliche Disruption erzeugen!“

Wo steht sein Unternehmen in fünf Jahren? „Da sind wird die bedeutendste Acceleration-Community in Europa. Wir haben eine hohe Erfolgsquote und betreuen jährlich 500 angehende Startups.“