Am Donnerstagabend wandte sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit einer emotionalen Rede zur Lage in der Ukraine an die österreichische Bevölkerung: “Wir alle verfolgen die Nachrichten, wir alle wissen, wo wir stehen: Die russische Armee hat heute Nacht mit einer umfassenden Militäroperation auf dem Land-, Luft-, See- und digitalen Weg die Ukraine angegriffen”, sagte er zu Beginn seines Statements .

Es sei ein schwarzer Tag für Europa und für den Frieden: “Und ein noch viel schwärzerer Tag für die Menschen in der Ukraine.” Den Akt Russlands bezeichnet er als “völkerrechtswidrigen” und “kriegerischen Angriff”.- Dieser habe Europa und die Welt in eine höchst prekäre Lage gebracht.

"Wir werden das so nicht hinnehmen"

Van der Bellen erklärte, dass er selbst seit den frühen Morgenstunden im intensiven Austausch mit der Bundesregierung zur Eskalation in der Ukraine stehe. “Unsere enge internationale Abstimmung, wie zum Beispiel mit dem deutschen Bundespräsidenten Steinmeier, läuft genauso wie die Gespräche mit unseren Partnern in der Europäischen Union. Und jetzt gleich beginnt eine Sondertagung des Europäischen Rates in Brüssel”, erläuterte der Bundespräsident, der keinen Zweifel daran ließ, dass er den Krieg “auf das Schärfste” verurteile: “Ich möchte ganz deutlich sagen: ‘Wir verurteilen diesen gewaltsamen und unmenschlichen Angriff auf die Ukraine auf das Schärfste.”

Van der Bellen betonte auch, dass die Europäische Union geschlossen an der Seite der Ukraine stehe. “Wir werden Gewalt nicht mit Gewalt beantworten, aber wir werden gemeinsam entschlossene Maßnahmen treffen, um klarzustellen, dass wir diese Aggression nicht tolerieren. Dass wir das so nicht hinnehmen”, betonte Van der Bellen die Einigkeit der europäischen Gemeinschaft.

"Unsere Neutralität verpflichtet uns dazu, Partei zu ergreifen - für den Frieden"

“Es bricht mir das Herz, wenn ich an all die unschuldigen, unbeteiligten Menschen in der Ukraine denke. An die Kinder, die Mütter, die Väter, an alle, die einfach nur in Frieden leben wollen und die es jetzt am härtesten trifft”, erklärte Van der Bellen, der betonte, dass es dementsprechend nun das Wesentliche sei, all jenen, die in Not geraten seien, zu helfen: “In unserer humanitären Tradition. Und alles zu tun, um wieder zu einem friedlichen Zusammenleben zu kommen”, erklärte Van der Bellen. Das gemeinsame Ziel sei Frieden. Das sehe auch die russische Bevölkerung so, dessen sei er sich sicher.

Und auch die Neutralität Österreichs, welche im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt und der österreichischen Haltung angesichts der Eskalation dessen immer wieder Gesprächsthema wurde, sprach der Bundespräsident mit klaren Worten an: “Unsere Neutralität bedeutet, ja sie verpflichtet uns geradezu, aktiv Partei zu ergreifen: Aktiv für den Frieden Partei zu ergreifen. Aktiv das Unsrige dazu beizutragen, damit Schritte in Richtung Frieden wieder möglich werden. Wir sind militärisch neutral, aber nicht wertneutral.”

Bundespräsident plädiert in Ukrainisch und Russisch für den Frieden

Zu Ende seiner Ansprache wechselte Alexander van der Bellen die Sprache, um seiner Forderung nach Frieden zwischen Russland und der Ukraine noch eindringlicher Ausdruck zu verleihen. Sich im Vorfeld für seine Aussprache entschuldigend sprach er – zweimal, in beiden Sprachen – den folgenden Satz aus: “Wir alle wollen in Frieden zusammenleben!”