Man kennt die Namen der alteingesessenen italienischen Mafia-Clans: Cosa Nostra (Sizilien), Camorra (Neapel), ‘Ndrangheta (Kalabrien). Der vierte und jüngste Mafia-Clan unter dem Namen Sacra Corona Unita (Apulien) ist jedoch nur wenigen bekannt. Er gilt inzwischen als gewalttätigstes Verbrechersyndikat des Landes.

Italiens jüngste Mafia hält die große südöstliche Region Apulien gewissermaßen in Geiselhaft. Sie ist vor allem auf Drogenhandel, der Schlepperei aus Albanien, Zwangsprostitution und kaltblütiger Erpressung spezialisiert. “Es ist eine rudimentäre, primitive Mafia. Sehr gewalttätig, sehr aggressiv”, erklärt Ludovico Vaccaro, Staatsanwalt von Foggia.

Während die alteingesessenen großen Mafia-Clans des Landes zu weniger sichtbaren Aktivitäten übergegangen sind, einschließlich der Unterwanderung der legalen Wirtschaft, befindet sich die Sacra Corona Unita nach wie vor im Anfangsstadium. „Es ist immer noch eine Mafia, die schießt und mordet, um ihre Macht über das Territorium zu demonstrieren”, sagt Vaccaro.

Foggia-Ableger der Sacra Corona Unita ist besonders berüchtigt

Innerhalb der Sacra Corona Unita sind die Banden in der Provinz und gleichnamigen Stadt Foggia besonders berüchtigt. So hat die Provinz Foggia die dritthöchste Mordrate Italiens – fünf der 16 Morde im vergangenen Jahr gingen dort aufs Konto der Mafia.

Es kann auch schon mal vorkommen, dass sich Gruppen oder Familien innerhalb des größeren Clans, die einander in die Quere kommen, gegenseitig umbringen. Jede Gruppe hat ihre Spezialität, angefangen von bewaffneten Raubüberfällen auf Lastwagen bis hin zu “altmodischen” Bombenanschlägen in der Stadt Foggia auf Schaufenster und Autos renitenter Ladenbesitzer, die nicht zahlen wollen.

Zahlungsunwillige oder -unfähige Landwirte wiederum müssen häufig feststellen, dass ihre Olivenbäume gefällt, ihre Ernten abgefackelt oder Traktoren und Vieh gestohlen werden.