Das von Elon Musk gegründete Start-up Neuralink will noch in diesem Jahr Chips in menschlichen Gehirnen anbringen. Die von der kalifornischen Firma Neuralink gebauten Implantate sollen es Menschen mit körperlichen Behinderungen eines Tages ermöglichen, einen Computer mit ihren Gedanken zu steuern. Das Unternehmen hat in der vergangenen Woche ein dreiminütiges Video veröffentlicht, in dem ein Affe mit Gehirnchip zu sehen ist, der anscheinend Videospiele mit seinen Gedanken steuert.

Geht es nach Musk, könnte eine ähnliche Technologie bis Ende 2021 auch an menschlichen Testpersonen angewendet werden. Der milliardenschwere Tesla- und SpaceX-Chef tweetete im Februar: “Neuralink arbeitet super hart, um die Sicherheit des Implantats zu gewährleisten und ist in enger Kommunikation mit der FDA. Wenn alles gut läuft, können wir vielleicht noch in diesem Jahr erste Versuche am Menschen durchführen.”

Das 2016 von Musk gemeinsam mit acht anderen Personen gegründete Unternehmen entwickelt implantierbare Gehirnchips, die in jenen Regionen des Gehirns eingesetzt werden, die Bewegungen steuern. Dem Unternehmen zufolge soll die Technologie eines Tages Menschen mit Lähmungen helfen, Smartphones und Computer mit ihrer Gehirnaktivität zu steuern. Letztlich möchte Neuralink mit den Implantaten die Intelligenz steigern und möglicherweise neurologische Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson heilen. Das Ziel ist es, innerhalb von 25 Jahren eine vollständige Gehirn-Computer-Schnittstelle zu schaffen.

Elon Musk behauptet, die Technologie könne verhindern, dass der Mensch von der künstlichen Intelligenz überholt wird, die sich seiner Meinung nach eines Tages gegen uns wenden könnte.

Chips für menschliche Hirne: Ein Ausschnitt aus einer Neuralink-Präsentation.APA/AFP/Neuralink

Elon Musk macht schon länger ehrgeizige Ankündigungen

Der 49-Jährige hat schon in der Vergangenheit ähnlich ambitionierte Vorhersagen über sein 2016 gegründetes Projekt gemacht. Im Jahr 2019 sagte er, dass die Chips bis Ende 2020 an Menschen getestet werden sollen. Nach der Veröffentlichung des Affen-Videos twitterte Musk wieder los:

“Das erste Neuralink-Produkt wird es jemandem mit Lähmungen ermöglichen, ein Smartphone mit seinem Verstand schneller zu bedienen als jemand, der die Daumen benutzt. Spätere Versionen werden in der Lage sein, Signale von Neuralinks im Gehirn auf Neuralinks in den motorischen/sensorischen Neuronenclustern des Körpers umzuleiten und so zum Beispiel Querschnittsgelähmten das Gehen wieder zu ermöglichen.” Er fügte hinzu: “Das Gerät wird bündig in den Schädel implantiert und lädt sich kabellos auf, so dass man völlig normal aussieht und sich auch so fühlt.”

Mehrere Firmen weltweit arbeiten an der Entwicklung von Schnittstellen zwischen Computer und menschlichem Gehirn. Die Technologie soll auch militärische Anwendungen finden und es Soldaten ermöglichen, Schwärme von Drohnen mit ihren Gedanken zu befehligen.

Während Gehirnchips den Umfang dessen, wozu Menschen fähig sind, dramatisch erweitern könnten, haben Experten eine Reihe von ethischen und Sicherheitsbedenken geäußert. Im Gespräch mit der Business-Technologie-News-Website Zdnet warnte im vergangenen Jahr ein Cyber-Sicherheitsexperte, dass Implantate gekapert werden könnten, um die Fähigkeiten oder Erinnerungen von Menschen zu “löschen oder zu stören”.

Das Implantat ist etwa so groß wie ein Ziffernblatt einer Armbanduhr.APA/AFP/Neuralink