Viele haben es schon geahnt, manche haben es gewusst: Twitter versucht die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Das hat der neue Eigentümer der Social-media-Plattform, Elon Musk (51), in der Nacht auf Samstag erstmals aufgedeckt – der eXXpress berichtete. Nur dürfte mit dieser ersten Enthüllung nicht Schluss sein.

Musk: "Ich habe besorgniserregende Tweets gesehen"

Mit verstörenden Blockier- und Löschversuchen wollte die ehemalige Twitter-Crew die Skandal-Story rund um den Sohn des jetzigen US-Präsidenten unter den Teppich kehren. Nachdem der berühmt-berüchtigte Multi-Milliardär diese Funde öffentlich gemacht hat, war die Neugierde zahlreicher weiterer User geweckt. Einer von ihnen – Avi Yemini von der rechtsgerichteten Website Rebel News Australia – hakte via Twitter nach: “Können Sie herausfinden, welche anderen Wahlen vom früheren Twitter-Regime ‘bearbeitet’ wurden?”

Musks Antwort ließ nicht lange auf sich warten. “Ich habe viele besorgniserregende Tweets über die jüngsten Wahlen in Brasilien gesehen. Wenn diese Tweets zutreffen, ist es möglich, dass das Twitter-Personal Kandidaten des linken Flügels bevorzugt hat.”

Seit Anfang November Beschwerden aus Brasilien

Bereits Anfang November hatte Elon Musk versprochen, zu untersuchen, warum mehrere rechte Persönlichkeiten in Brasilien von Twitter entfernt wurden. Zuvor hatten sich einige prominente Stimmen offen darüber beschwert, dass ihnen die freie Meinungsäußerung verwehrt worden war.

Anhänger des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro demonstrieren gegen die Ergebnisse der Stichwahl vor dem Hauptquartier des Militärkommandos Ost in Rio de JaneiroAPA/AFP/TERCIO TEIXEIRA

So hat Twitter Brasil etwa die Profile von drei rechtsgerichteten Politikern, die kürzlich in den Kongress gewählt wurden, gesperrt: Carla Zambelli, Gustavo Gayer und Nikolas Ferreira (26), der 1,5 Millionen Stimmen bekam und 2 Millionen Follower hat. Sie und andere Anhänger von Präsident Jair Bolsonaro waren zuvor von der Plattform entfernt worden.

Musk: "Ich werde mich darum kümmern"

Alle kritisierten die Entscheidung, so auch Paulo Figueiredo Filho, der Enkel von João Figueiredo, Brasiliens Militärpräsident zwischen 1979 und 1985, und heute Kommentator für das rechte Medienunternehmen Jovem Pan. “Hey Elon Musk, Ihr Unternehmen hat eine drakonische ideologische Zensur des Rechts des brasilianischen Volkes auf freie Meinungsäußerung durchgesetzt”, twitterte er. “Wir befinden uns in einem kritischen Moment in unserer Geschichte! Was ist hier los? Wir dachten, Sie hätten Twitter genau aus diesem Grund gekauft! Erhebt euch und hebt die Zensur JETZT auf!”

Der Protest gegen die Wahl hält in Brasilien bis heute an.APA/AFP/EVARISTO SA

“Ich werde mich darum kümmern”, antwortete Musk – und wie es scheint, war er seither nicht untätig, sondern wurde im Rahmen von ersten Untersuchungen auch fündig.

Enormes Twitter-Echo unter Brasilianern

Das Echo auf Musks neuen Tweet vom 3. Dezember war enorm, wenig überraschend vor allem unter brasilianischen Twitter-Usern. Einige warten mit schweren Vorwürfen auf: “Was wir in Brasilien erlebten, war surreal: Konten von rechten Politikern, die nicht über die Wahlen sprechen konnten und deren Konten von Twitter gesperrt wurden. Sie könnten dies überprüfen Elon Musk”, schreibt einer. Ein anderer berichtet: “Tatsache ist, dass Hunderte von brasilianischen Journalisten direkten Kontakt zu Twitter-Mitarbeitern in Brasilien haben. Diese Journalisten gaben an, dass Konten verifiziert werden müssen, baten um die Sperrung anderer Konten usw.”

Jair Bolsonaro (M.) nimmt neben seinem Vizepräsidenten Hamilton Mourao (l.) und dem Oberbefehlshaber der Armee an einer Abschlussfeier für Kadetten an der Militärakademie Agulhas Negras teil. Zurzeit zeigt sich Bolsonaro seltener in der Öffentlichkeit.APA/AFP/T...RCIO TEIXEIRA

Es meldeten sich auch Gegenstimmen zu Wort, die den Rechten die Verbreitung von Fake News vorwarfen, und damit  Twitters Vorgangsweise rechtfertigten.

Nun, eines steht fest: Nach den jüngsten Enthüllungen darf die Öffentlichkeit mehr denn je auf Klarheit hoffen. Elon Musk hat angekündigt, dafür zu sorgen.