In der Lamprechtshöhle bei Weißbach bei Lofer (Pinzgau) ist Freitagabend ein Zwischenfall für drei Höhlenforscher aus Polen gut ausgegangen. Dem Trio war am Donnerstag der Rückweg ins Freie versperrt worden, nachdem Schmelzwasser in das Gangsystem eingedrungen war. In den späten Abendstunden konnten sie schließlich befreit werden – ein wenig unterkühlt aber unverletzt.

Ein Höhlentaucher dran zunächst zu den drei Männern vor

Am späten Freitagnachmittag gelang es einem Höhlentaucher zunächst, zu den Männern vorzudringen. Sie waren unverletzt, aber leicht unterkühlt und wurden mit heißem Tee versorgt. Um 19.00 Uhr teilte das Landesmedienzentrum dann mit, dass die drei eingeschlossenen Forscher auf dem Weg aus der Lamprechtshöhle sind. Zunächst war befürchtet worden, dass noch Tage vergehen könnten, bis der Pegelstand so weit gesunken ist, dass die drei Polen die Höhle wieder verlassen können.

Die drei Polen waren am Donnerstag gegen 8.00 Uhr in die Höhle gestiegen, um die tektonische Beschaffenheit der Region zu erkunden, was in der Höhle genauer zu dokumentieren sei. Sie hätten gegen 19.00 Uhr wieder herauskommen sollen, ein Forscherkollege und Höhlenretter, der ihnen etwas zu Essen bringen wollte, stieß im Forschungsteil der Höhle aber auf den unter Wasser stehenden Siphon und konnte nicht mehr weiter. Er war es auch, der schließlich Alarm schlug.

Gefangen in der längsten Durchgangshöhe der Welt

Die drei Männer wurden nun nur wenige hundert Meter vom touristisch erschlossenen Schauhöhlenteil entfernt im sogenannten “Lamprechtsdom” entdeckt. Die Lamprechtshöhle – sie ist auch als Lamprechtsofen bekannt – gilt als längste Durchgangshöhle der Welt und zählt mit einer Gesamtausdehnung von 62 Kilometern zu den größten Höhlensystemen Europas. Wie Höhlenretterin Feichtner sagte, sei es aber keine Möglichkeit für die drei Männer, am anderen Ende der Höhle auszusteigen. “Das würde nicht nur mehrere Tage dauern, sondern ist technisch sehr schwierig.”

Wegen des ebenfalls niedrig liegenden Höhleneingangs ist es in der Vergangenheit immer wieder zu ähnlichen Zwischenfällen gekommen. Betroffen war meist der kurze touristisch erschlossene Teil am Höhleneingang – die in den Sommermonaten geöffnete Schauhöhle. So wurden im August 2016 nach starken Regenfällen sieben Menschen – darunter zwei Kinder – in der Höhle eingeschlossen, nachdem im Eingangsbereich das Wasser plötzlich stark angestiegen war. Unmittelbare Gefahr bestand nicht, die Besucher mussten aber bis zum Absinken des Wasser in der Höhle ausharren.

2013 waren 26 Menschen in der Höhle eingesperrt

Im August 2013 saßen gleich 26 Menschen etliche Stunden unter der Erde fest. Auch damals hatte starker Regen den tief liegenden Eingang unter Wasser gesetzt. Die Gruppe – zufällig zusammengewürfelte Familien oder Einzelpersonen vor allem aus Deutschland – kam nicht mehr rechtzeitig ins Freie und musste im Höhleninneren ausharren bis das Wasser zurückging. Auch im Juni 2002 begann der in der Höhle verlaufende Bach rasch zu steigen, mehrere Besucher wurden vom Wasser eingeschlossen. Eine 62-Jährige stürzte beim Versuch, trotz Überflutung des Weges den Ausgang zu erreichen. Sie zog sich einen Bruch zu. Am Abend konnten alle Besucher die Höhle ohne Gefahr verlassen.

Die Lamprechtshöhle – sie liegt im Gemeindegebiet von St. Martin bei Lofer – ist darum mit einem Frühwarnsystem ausgestattet, das Alarm schlägt wenn der Wasserpegel in der Höhle gefährlich hoch wird. Besucher haben dann in der Regel noch genug Zeit, zum Höhlenausgang zu gehen.