Es ist ein Jammer. Europa leidet unter Gasmangel wegen der spärlich fließenden Erdgaslieferungen aus Russland, – das größte Gasfeld Europas in der niederländischen Region Groningen darf es trotzdem nicht anzapfen. Warum? Die Menschen in Groningen sperren sich dagegen. Nicht weniger als 26.000 Häuser in der Region sind wegen früherer Gasbohrungen unbewohnbar geworden. Die Bohrungen lösten immer wieder künstliche Erdbeben aus, die sich in den vergangenen Jahren häuften. Zwischen 1000 und 1200 Erdstöße gab es bereits. Das schlimmste Beben ereignete sich 2012. Es verursachte verheerende Schäden an den Häusern in der Region.

Nicht nur Schäden an den Gebäuden, sondern auch an der Psyche der Menschen

Die wiederholten Erdbeben und die damit verbundene Unsicherheit schlugen sich auf die Psyche der Menschen nieder. Laut einer Studie der Universität Groningen leiden 10.000 Menschen in der Region unter psychischen Problemen, in der Provinz gibt es zudem 16 stressbedingte Todesfälle pro Jahr. Nicht zuletzt auf Druck der regionalen Bevölkerung wurde deshalb vor wenigen Jahren entschieden, die Förderung von Gas in Groningen völlig abzudrehen. Allerdings: Seit dem Ausbruch des Ukrainekriegs herrscht wieder ein leises Umdenken in der Politik. So hat sich die niederländische Regierung für den „Notfall“ ein Hintertürchen in Sachen Förderung offengehalten. Es wäre jedenfalls kein schlechtes Geschäft für die Niederlande. Nach Schätzungen ist das Gasfeld in Groningen bei Spitzengaspreisen 1000 Milliarden Euro wert.