Weil Moskau wegen der EU-Sanktionen gegen Russland kaum noch Gas an Europa liefert, sind die Energiepreise europaweit in astronomische Höhen galoppiert. Privathaushalte, Unternehmen stehen wegen explodierender Energiekosten finanziell mit dem Rücken zur Wand. Kurz: Ganz Europa ist in Panik und Aufruhr.

Nun wollen die EU und europäische Regierungen wegen der massiven Abhängigkeit von russischem Gas die Energieversorgung so rasch wie möglich umsatteln. „Energiewende“ ist das geflügelte Wort. Als neue Hoffnungsträger gelten erneuerbare Energien wie Sonne und Wind, Stichwort: Fotovoltaikanlagen und Windräder.

Hierzulande soll es 2030 nur noch 100 Prozent Ökostrom geben

In Österreich soll schon 2030 die Stromversorgung zu 100 Prozent aus Ökostrom erfolgen. Darüber hinaus soll die „Mobilitätswende“, vor allem der Umstieg auf E-Autos, Abhängigkeiten von fossilen Treibstoffen senken. Alles schön und gut. Jedoch bedeutet das keineswegs ein Weniger an Abhängigkeiten. Ganz im Gegenteil: Eine grüne Transformation bei der Energie- und Rohstoffversorgung Europas wird eine ganze Reihe neuer Abhängigkeiten schaffen, in diesem Fall eben nicht von Russland, sondern von China:

Erstens: Bei der E-Mobilität führt kein Weg an China vorbei. Was die Herstellung von E-Batterien angeht, ist das Reich der Mitte einer der wichtigsten Lieferanten von Industriemetallen wie etwa Lithium und Kobalt. Hier liegt die Rohstoffabhängigkeit von China bei 32 Prozent. Bei elektronischen Bauteilen liegt die Abhängigkeit gar bei 52 Prozent. Mehr noch, Batteriezellen werden zu 66 Prozent aus China bezogen.

Auch die europäische Autoindustrie ist von China massiv abhängig

Zweitens: Auch bei der Windenergie sind die Abhängigkeiten Europas groß. Zwar werden 58 Prozent der europäischen Windräder in Europa produziert (nur 23 Prozent in China). Ansonsten gibt es aber eine massive Abhängigkeit von der Volksrepublik China. 56 Prozent der Bauteile, 41 Prozent der verarbeiteten Rohstoffe und 54 Prozent der Rohstoffe kommen aus China. Wird die Lieferkette dieser Komponenten unterbrochen, kommt die europäische Windrad-Herstellung zum Erlahmen.

Drittens: Die weitaus größte Abhängigkeit von China gibt es für Europa aber bei der Sonnenenergie. Angefangen von den Rohstoffen (53 Prozent) und den verarbeiteten Materialien (50 Prozent) über die Herstellung von Bauteilen und Komponenten (89 Prozent!) bis hin zur Endfertigung (70 Prozent) ist Europa bei Solar- und Fotovoltaikanlagen auf China angewiesen.

Bei Solarenergie für kein Weg am Reich der Mitte vorbei.APA/dpa/Sven Hoppe

Auf Gedeih und Verderb von chinesischen Lieferungen abhängig

Nicht auszudenken, wenn es vor diesem Hintergrund zu einem Kriegskonflikt zwischen China und Taiwan käme, wie zurzeit befürchtet. Das hätte tiefgreifende Folgen für die europäische Wirtschaft, vor allem für die laufende Energie- und Mobilitätswende. Denn: Ein Ausfall der Lieferketten aus Asien wäre gleichbedeutend mit einem Ende der erneuerbaren Energien und der E-Mobilität in Europa.