Für wen klingt das Angebot nicht verlockend. Statt das Geld für horrende Heizkosten buchstäblich in den Rauchfang zu schreiben, könnten sich viele Menschen dazu entschließen, den Winter im warmen Süden zu verbringen. Die Mittelmeerländer sind für einen Ansturm auf jeden Fall vorbereitet. Kurz nachdem der russische Präsident Wladimir Putin Anfang September die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 ganz eingestellt hatte, titelte die türkische Tageszeitung Hürriyet so: „Diesen Winter sind sie bei uns – Europas Rentner kommen!“ Tatsächlich hat die Reisebranche Energieknappheit und galoppierende Heizkosten als Verkaufsargument für lange Winterreisen entdeckt. Marija Linnhoff, die Vorsitzende des Verbands unabhängiger Reisebüros in Deutschland, preschte schon im vergangenen Mai mit einer Forderung vor, die es in sich hat: ein staatlicher Reisekostenzuschuss von 500 Euro für alle deutschen Pensionisten. Indem die Rentner in den warmen Süden reisen, wird in Deutschland Energie gespart, so Linnhoff.

Pensionisten und Freiberufler sind wichtigste Zielgruppen

Laut Branchenvertretern gibt es bereits eine steigende Nachfrage für Langzeitreisen in den Süden. Um diesem Trend gerecht zu werden, kann man bei vielen deutschen Reisebüros neuerdings Hotelferien von bis zu sechzig Tagen buchen. So viel Zeit haben vor allem Menschen, die schon im Ruhestand sind. Aber auch für kinderlose Freiberufler oder Angestellte mit einer großzügigen Home-Office-Regelung könnte ein solcher Langzeit-Aufenthalt am Mittelmeer interessant sein. Der Vizevorsitzende des türkischen Hotelierverbandes, Mehmet Isler, erklärte kürzlich gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu, dass die Buchungen für diesen Winter schon jetzt 25 Prozent über dem Vorjahr lägen. Es ist zu erwarten, dass auch die bei den Deutschen äußerst populäre spanische Mittelmeerinsel Mallorca ein sattes Plus an Wintergästen haben wird, ebenso nordafrikanische Billigdestinationen wie Ägypten und Tunesien.