E-Autos und Wärmepumpen sollen zunehmend den Alltag in Deutschland prägen. Mit ihrer Hilfe will sich die Ampelkoalition von fossilen Energieträgern befreien. Allerdings benötigen beide Neuerungen viel mehr Strom als bisher. Das überfordert das Gesamtnetz. Damit es weiterhin stabil bleibt, werden Netzbetreiber den Verbrauchern daher künftig den Strom einfach abdrehen. So sollen etwa die neuen E-Autos und Wärmepumpen zu Spitzenzeiten schlicht vom Netz genommen werden. Die Verbraucher können dann rein gar nichts dagegen tun. So sieht es aber der Plan von Deutschlands Bundesagentur vor.

Der nötige Netzausbau wird noch Jahre dauern

Ab 2024 will die Bundesnetzagentur den Strom begrenzen. Andernfalls würden die Netze überlastet. Wegen der Energiewende wird der Strombedarf laut Prognosen in den kommenden Jahren um zehn Prozent steigen. Dafür fehlt die nötige Infrastruktur. Die Netze müssten um weitere 14.000 Kilometer ausgebaut werden, und dafür wird man nach Angaben der Netzbetreiber noch Jahre benötigen.

E-Autos muss man aufladen – aber möglicherweise nicht zu Spitzenzeiten.APA/dpa/Marijan Murat

Der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller verteidigt diese Rationierung, die im Jänner 2024 beginnen soll: “Wenn nachgewiesen wird, dass es diese Netzüberlastungen geben könnte, dann gibt es ein Recht des Verteilnetzbetreibers zu dimmen”, sagt er gegenüber der Hörfunkwelle des Bayerischen Rundfunks BR24.

Lokale Kabel auf Wärmepumpen "nicht immer ausgelegt"

So sind die lokalen Kabel etwa auf eine Belastung durch Wärmepumpen, wie vom Grünen-Wirtschaftsminister Robert Habeck geplant, “nicht immer ausgelegt”, unterstreicht die Bundesnetzagentur. Gemäß Habeck und der deutschen Ampelkoalition sollen primär Wärmepumpen den Öl- und Gasheizungen nachfolgen. Nun habe der Verteilernetzbetreiber gar keine andere Wahl, als mittels Rationierung den Strom zu steuern, erklärt die Bundesnetzagentur. Andernfalls dürfte es “beim Anschluss der Wärmepumpen und Ladeeinrichtungen zu Verzögerungen” kommen.

Eine neu installierte Wärmepumpe steht in Berlin vor einem Wohnhaus.Sean Gallup/Getty Images

Schon jetzt kann die Stromversorgung in Deutschland vorübergehend gedrosselt werden. Jedoch braucht es dafür die Zustimmung der Verbraucher, die im Gegenzu mit billigeren Tarifen belohnt werden. Von dem Angebot machen bisher aber nur sehr wenige Kunden Gebrauch. Dass ihnen jemand den Strom abdreht, ist für sie anscheinend ein unerwünschter Eingriff in ihre Privatsphäre. Genau daran werden sie sich im kommenden Jahr aber gewöhnen müssen, unfreiwillig.