Die Vorwürfe gegen FTX-Gründer Sam Bankman-Fried sind massiv: Sie reichen von Geldwäsche, über Betrug an Investoren bis hin zu geplünderten Kundeneinlagen. Doch der Mega-Skandal hat nicht nur die mittlerweile insolvente Kryptobörse FTX in den Abgrund gerissen, sondern eine gesamte Branche in die Krise gestürzt. Die Enthüllungen und Pleiten wollen kein Ende nehmen. Die bekannte Kryptobörse Coinbase musste eben Strafzahlungen von 50 Millionen Dollar (47 Millionen Euro) tätigen, weil sie nicht genug gegen Geldwäsche unternommen hat. Die Schweizer Krypto-Brokerage Covario hat Ende Dezember nach Millionenverlusten Konkurs angemeldet.

Ein großer Teil des Handelsvolumens vorgetäuscht

Aber es kommt noch dicker: Ein bedeutender Teil des Handelsvolumens an Kryptobörsen ist vorgetäuscht. Das ist der Ergebnis einer Untersuchung von Wissenschaftlern der Universitäten Cornell in New York, Newcastle in Großbritannien und Tsinghua in Peking. Ein Team von vier Forschern hat eben die haarsträubenden Ergebnisse seiner Krypto-Untersuchung vorgelegt, berichtet der Schweizer „Tagesanzeiger“. Dabei haben sich die Wissenschaftler Handelsaktivitäten an 26 unregulierten Kryptobörsen vorgeknöpft.

Fazit: Rund 70 Prozent des Transaktionsvolumens stammten nicht von echten Käufen und Verkäufen von Anlegern. Sie waren bloß vorgetäuscht. Die Arbeit wurde vom National Bureau of Economic Research (NBER) veröffentlicht.

Kryptobörse als Käufer und Verkäufer in einem

Bei den 70 Prozent vorgetäuschten Transaktionen handelt es sich um sogenannte „Wash Trades“. Hier war die Kryptobörse bzw. ihr Eigentümer, Mitarbeiter oder verbundene Parteien, Käufer und Verkäufer in einem. Dadurch sei das Handelsvolumen künstlich aufgebläht worden. „Wash-Trading wird meist mit automatisierten Programmen, sogenannten Bots, durchgeführt“, berichtet der „Tagesanzeiger“.

Die Manipulationen zahlen sich aus. Das künstlich erhöhte Handelsvolumen verschafft einer Börse eine bessere Platzierung in der Rangliste von Coinmarketcap. Börsen steigen so in der Regel um 25 Positionen nach oben und erhalten mehr Aufmerksamkeit von Kunden. Besonders beliebt ist die Methode des Wash-Tradings bei jungen Börsen mit noch wenig Nutzern.

Weniger als 3 Prozent der Transaktionen laufen über regulierte Börsen

Das Forscherteam untersuchte auch drei von den Finanzbehörden beaufsichtigte Börsen. Bei ihnen konnten keine Manipulationen festgestellt werden. Der Unterschied zu den unregulierten Börsen ist frappant. „Die meisten großen unregulierten Kryptobörsen weisen exzessives ‚Wash-Trading‘ auf“, stellten die Forscher fest.

Über regulierte Börsen wie Coinbase oder Bitstamp laufen allerdings weniger als drei Prozent aller Transaktionen. Fazit: Ein bedeutender Teil des Kryptohandelsvolumens dürfte nur vorgetäuscht sein.