Auf Twitter haben Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer mit ihrer Friedensinitiative jede Menge Ablehnung geerntet. Ihr Anliegen – Verhandlungen statt Waffenlieferungen – stößt bei zahlreichen Usern auf Spott, Kopfschütteln und sehr häufig Zorn.

In einem gemeinsamen Video hatten die Bundestagsabgeordnete der Linken und die bekannte Feministin für ihr Friedensmanifest geworben, und ebenso für eine Kundgebung vor dem Brandenburger Tor –  der eXXpress berichtete. In den Augen zahlreicher User sind sie damit de facto „Putin-Agenten“. Von „Putins fünfte Kolonne“, „Unterwerfungskolonialismus“, „Putin Propagandisten“, „Appeasement-Politik – politisch und moralisch inakzeptabel“ ist die Rede. „Sollen sich einfach Russland unterwerfen“, meint ein Twitterer.

Vorwurf: Appeasement gegenüber „Russlands Kolonialismus“

Abgesehen von Polemik tauchen vor allem drei Vorwürfe in den Tweets immer wieder auf: Erstens würde gemäß Wagenknecht und Schwarzer ein großer Teil der Ukraine unter Putins repressive Herrschaft gezwungen. Zweitens würden Täter und Opfer vertauscht: Nicht Selenskyj sei der Aggressor, sondern Putin, deshalb sollten sich die beiden Frauen besser an den Kreml wenden. Im Übrigen halten einige drittens diesen Pazifismus für „überholt“ und naiv. Putin werde nicht einlenken, wenn Kiew geschwächt werde. Wagenknecht selbst habe doch kurz vor der Invasion noch bestritten, dass diese überhaupt stattfinden wird.

Andere User begrüßen die Initiative

Einige User zeigen sich aber auch entsetzt über den gewaltigen Shitstorm. Manche stellen sich auch offen hinter dieses Anliegen und unterzeichneten bereits das Manifest.

Tauben und Falken im Ukraine-Krieg – zwei Lager

Im Ukraine-Krieg treten im Westen immer lauter Tauben und Falken in Erscheinung. Die ersten fordern einen Waffenstillstand und Verhandlungen, die anderen einen vollständigen Sieg über Russland und seine Armee. Washington dürfte zurzeit unentschlossen sein. Vertreter beider Richtungen beraten offensichtlich das Weiße Haus.

Die Tauben wollen Putin und Selenskyj an den Verhandlungstisch bringen, die Falken wollen Putin in die Knie zwingen.

Bei den „Tauben“ ist das Spektrum an Ansichten breiter. Es reicht von jenen, die wie Wagenknecht und Schwarzer sofortige Verhandlungen fordern, bis hin zu jenen, die zuerst die Ukraine möglichst lange mit Waffen versorgen wollen, ehe unter für Kiew günstigeren Bedingungen der Kampf von beiden Seiten eingestellt wird. Die „Falken“ haben hingegen nur ein Ziel: Die vollständige Befreiung der Ukraine samt Sieg über Putin. Allerdings sind die Vertreter dieser Position weniger konkret, wenn es darum geht zu erklären, wie das gelingen soll. Dass die ukrainischen Soldaten alle Gebiete zurückerobern, halten auch hohe US-Militärs für unrealistisch, und selbst wenn es gelingen sollte: Der Krieg wäre noch nicht zu Ende. Russland könnte weiterhin die Ukraine angreifen.

Die „Falken“ streben also womöglich gar nicht die vollständige Rückeroberung auf dem militärischen Weg an. Wie es scheint wollen sie, dass Putins Invasion in der Ukraine stecken bleibt. Am Ende – so die Hoffnung – könnte das zum Zusammenbruch von Putins Herrschaft führen, sei es durch eine Palast-Revolution, sei es durch einen Zerfall Russlands, den manche Beobachter schon vor dem Ukraine-Krieg prognostiziert bzw. erhofft bzw. befürchtet haben.