Es könnte das Foto eines hochdekorierten Pressefotografen sein, mit Photoshop verändert oder sogar ein komplett frei zusammengestelltes fotografisches Kunstwerk: Jenes Foto eines russischen Panzers, der, allein auf weiter Flur in einem ukrainischen Feld stehend, aus der Vogelperspektive betrachtet plötzlich gruselige Ähnlichkeit mit einem Totenschädel hat. Und – wie passend – ist hier nicht alles, wie es scheint – denn bei dem Schädel handelt es sich nicht um eine gestellte Szenerie, sondern tatsächlich um ein echtes Kriegsgerät, das inmitten der tobenden Invasion der Ukraine durch die Russen zum Einsatz kam, und offensichtlich verlassen wurde.

Mit ihrer Aufnahme des Totenkopf-Panzers gelang ihr wohl eine der bislang ikonischsten Aufnahmen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine – das Foto wurde millionenfach geteilt und schaffte es sogar auf das Cover des renommierten “Economist”-Magazins. Wobei es korrekterweise heißen muss, dass das Foto es auf die Titelseite des Magazins gebracht hat, noch bevor die Welt seine Fotografin kennenlernen durfte. Dafür sorgte nun nämlich ein Tweet, der Rybakova und ihr Wirken vorstellt – und eine weitere Ungerechtigkeit des Krieges aufdeckt: Dass etwas, was als grobe Urheberrechtsverletzung sonst ein Fall für den Anwalt wäre, hier mit einer Selbstverständlichkeit passiert.

Damit das aufhört und die Welt Iryna Rybakovas Namen und Talent anerkennt, klärte nun einer ihrer Kameraden – ein Freiwilliger der 93.Brigade – die Welt in einem Twitter-Thread auf, der schnell viral ging. Darin erklärt er, dass er einer der ersten war, der das Foto online teilte und dass es ihn “krank” mache, dass ein bekanntes Magazin so handelt. Rybakovas Kamerad fordert eine Entschuldigung vom “Economist”, zeigt einige weitere Werke von der talentierten Fotografin und ruft dabei auch dazu auf, seine “unglaubliche” Brigade nach Möglichkeit zu unterstützen.

Iryna neben dem Geschoss "Tochka U"Iryna Rybakova

Update: Das “Economist”-Magazin wurde auf den Tweet und Rybakova aufmerksam und twitterte eine Copyright-Anerkennung aus.