Auch wenn die Sonne am Freitag noch einmal auf die Bundeshauptstadt herunterstrahlte, über den Köpfen der Regierungsspitze verdunkeln sich die Gewitterwolken zusehends. Nur eine sieht offenbar bereits das “Licht am Ende der Regierungskrise” – und das leuchtet rot. Denn nachdem am Mittwoch mit den Hausdurchsuchungen bei ÖVP, Österreich und Co. die jüngste und größte politische Krise seit Ibiza angestoßen wurde, scheint alles möglich: Von einem völligen Auflösen der Anschuldigungen und einer Weiterführung der türkis-grünen Regierung über Neuwahlen, eine Übergangsregierung von Experten wie unter Brigitte Bierlein anno 2019, der Sturz Kurz’, eine neue ÖVP-Kanzlerin namens Karoline Edstadler (wenngleich sie Gerüchte in diese Richtung auch dementierte) – oder sogar eine neue Regierung mit Pamela Rendi-Wagner als Kanzlerin.

Wie die Tageszeitung “Heute” und der “Kurier” berichteten, will die SPÖ noch am Freitag mit den Grünen, den Neos und ja, auch mit der FPÖ verhandeln. Dabei würde man allerdings dezidiert keine Koalition, sondern vielmehr eine Art “Arbeitsübereinkommen” anstreben. Eine Art “Vierer-Pakt” ohne die ÖVP also, mit SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner als neuer Bundeskanzlerin. Im Groben soll der Geheimplan, der Rendi-Wagner an die Spitze der Regierung katapultieren soll, bereits stehen, übers Wochenende soll er im Detail ausgearbeitet werden. Für Montag ist das Präsidium erneut einberufen.

Drei Möglichkeiten

Es gibt de facto drei Möglichkeiten, wie es dann für Österreich weitergehen kann: Option 1 wäre eine Art “fliegender Wechsel” hin zu einer Allparteien-Regierung OHNE die ÖVP (und damit auch ohne Sebastian Kurz), dafür mit der FPÖ – inklusive Kickl, dem vermeintlichen “Alptraumkoalitionspartner” der Grünen, vor dem Köstinger die Grünen noch am Donnerstag gewarnt hatte.

Option 2 wäre natürlich eine Expertenregierung, wie es sie bereits 2019 nach dem Ibiza-Supergau unter Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein erfolgreich gegeben hatte.

Die dritte und letzte Option, die bleibt, wäre eine komplette Neuwahl, ausgerufen durch Bundespräsident Alexander van der Bellen.

Kommender Dienstag als Schicksalstag?

Nun gilt auf jeden Fall erstmal das große Warten auf Dienstag: Denn für diesen Tag ist eine Sondersitzung im Parlament zu den neuen Anschuldigungen gegen Kurz und acht weitere Personen anberaumt. Es wird wieder ein Misstrauensantrag gegen Kurz gestellt werden – und dann liegt vieles an den Grünen. Entscheidend wird sein, wie sich der grüne Koalitionspartner unter Vize Kogler verhalten wird. Wie der eXXpress berichtete, reichen schon die Stimmen von sechs grünen Abgeordneten aus, die mit der Opposition d’accord gehen, um Kurz als Bundeskanzler abzusetzen. Wenn das geschieht, dann wiederholt sich die Geschichte tatsächlich, denn in der 2. Republik gab es das bisher nur ein einziges Mal, und zwar als Sebastian Kurz im Jahr 2019 abgesetzt wurde.