Zwei Wochen nach seiner Ankunft hat sich der als  “Wali” bekannte Scharfschütze aus Kanada wieder zu Wort gemeldet. Mit der “Bild” sprach er via Zoom über die Schrecken des Krieges, die er aber “ohne Kratzer” überstanden hat, obwohl er oft ziemlich nahe dran war. Erschreckend ist für ihn vor allem die Strategie der Russen, mit massivem, unpräzisem Großwaffeneinsatz die feindlichen Stellungen zu zertrümmern. Umgekehrt beschreibt er die, wie er es formuliert, “Ohrfeigen”-Taktik der Ukrainer: “Dann gehen die Ukrainer in die Gegenoffensive, mit ihrer eigenen Artillerie, töten ein paar Russen – und die sind wieder im Rückzug. Die lassen alles zurück, ihre Toten, die Fahrzeuge und sogar ihre Essensrationen.”

“Wali”, der für den weitesten Todesschuss in einer Distanz von 3,5 Kilometern bekannt wurde, ist voll des Lobes für den Kampfgeist seiner ukrainischen Kameraden: “Deren Scharfschützen harrten in ihren Positionen aus, obwohl das ganze Apartment bereits gebrannt hat und man die Hitze fühlte.” Natürlich sei ihm die Absurdität der Situation bewußt und das ständige Risiko, sein Leben zu verlieren. “Dann sah mich eine Frau an, die stand vor ihrem ausgebombten Haus inmitten brennender Autos: Sie lächelte mich an. Da wusste ich: Deshalb mache ich das! Ich riskiere mein Leben, aber es ist es wert. Den Einwohnern ihre Stadt wiederzugeben, damit sie sie wieder aufbauen können.” meint der Frankokanadier, der bereits im Irak die Peschmerga-Kämpfer unterstütze.

Blick von hintenWali
Detail des KriegesWali

Anerkennung für deutsche Waffenlieferungen

Nach wie vor ist seine bevorzugte Waffe eine TAC-50 McMillan, Kaliber .50 (12,7 mm), mit dem er im “Van Doos”-Regiment der kanadischen Armee ausgebildet wurde. Erstaunlich positiv äußert er sich zudem über die deutsche Waffenhilfe, insbesondere die Panzerfäuste: “Man kann damit leicht einen Panzer zerstören. Und die Russen fürchten das. Sie verstecken sich. Sie haben Angst. Sie können mit ihren Panzern nicht vorrücken. Es ist einer der wichtigsten Waffentypen beim Aufhalten der Russen-Vorstöße. Einmal waren wir von Panzereinheiten umzingelt, doch wir hatten einen Stoß an Panzerfäusten in unserem Lager – und es fühlte sich beruhigend an.”

“Wali” sieht seine Aufgabe noch lange nicht als erledigt an. Und selbst wenn ihm in seiner Heimat Gefängnis drohe sollte, ist er dafür bereit – alles, was danach kommt, sei bequemer als das, was die Menschen in der Ukraine gerade durchmachen. Und noch eines ist für ihn sicher: Die Ukraine wird diesen Krieg gewinnen!

Bei einem Interview zuhause in KanadaWali
Ein kurzer Moment der EntspannungWali
So schlenderte der bekannte Sniper durch ein Ankunfts-Gate in Europa