Es ist ein tragisches Schicksal, das der Krieg schrieb – und dass der nach wie vor heftig tobende Krieg in der Ukraine mit jedem Tag, den er andauert, noch mehr Menschen auferlegt. Familien und Paare, die auseinander gerissen wurden, Frauen und Kinder, die flüchten und Männer, die zurück bleiben, um zu kämpfen – und oftmals für ihr Land zu sterben. Aktuelle Filmaufnahmen aus dem Osten der Ukraine, wo seit Wochen im Rahmen der Großoffensive Russlands die heftigsten Schlachten geschlagen werden, machen es schwer, die Tränen zurückzuhalten:

Sie zeigen eine Ukrainerin, die eiligst von einem Soldaten – einem Landsmann – ans Grab ihres gefallenen Ehemannes geführt wird. Es ist für sie das erste Mal, dass sie sieht, wo ihr Mann seine letzte Ruhe gefunden hat – neben vielen anderen frischen, hastig ausgehobenen Gräbern, die allesamt durch ein Holzkreuz markiert werden.

Geduckt und hastig, unsicher und zitternd eilt sie zum Grab, als es vor ihr liegt, sinkt sie auf die Knie und beginnt, in Tränen aufgelöst, mit ihrem Mann zu sprechen: “Da bist du. Endlich habe ich dich gefunden.” Und sie entschuldigt sich bei ihm – dafür, dass sie geflohen ist und nicht bei ihm war, als er starb. Doch für ihre Trauer bleibt keine Zeit – im Hintergrund tobt die Schlacht weiter, der Weg zum Grab allein war unter andauerndem russischem Beschuss ein lebensgefährliches Unterfangen. Gerade eine Minute ist ihr am Grab ihres Mannes gegönnt, bevor der Soldat die bitterlich weinende Frau wieder auf die Beine zieht und sie zum Verlassen der Grabstätte antreibt. Es ist zu gefährlich, zu Verweilen. Hastig eilt die kleine Gruppe wieder zurück zum Auto und in – vermeintliche – Sicherheit.