Für Russlandkenner Bill Browder steht fest: Die vielen mysteriösen Tode und „Selbstmorde“ unter in der russischen Elite sind „alles Morde“. Dabei würden sich Russlands Oligarchen gegenseitig ermorden in einem blutigen Kampf um die Macht in Putins verkommenem „Schlangennest“.

Die Oligarchen versuchen ihren Reichtum zu retten

Seit Beginn der Ukraine-Invasion häufen sich in Putins Umfeld mysteriöse „Selbstmorde“ von Oligarchen – der eXXpress berichtete darüber mehrfach. Der renommierte Banker Bill Browder, der einst einer der größten Investoren in Russland war, spricht nun aus, was alle denken: „Das sind alles Morde.“ Neu ist allerdings seine Erklärung: Die Oligarchen versuchten, ihren Reichtum zu schützen, nachdem sie von den westlichen Sanktionen hart getroffen wurden.

Der russische Milliardär Konstantin Goloschtschapow ist scheinbar verschwunden – und wenige Tage nach seiner Abreise inmitten einer Betrugsuntersuchung starb sein Sohn Dmitri unter ungeklärten Umständen.

Personen sterben, weil sie über Geldströme bestimmen

In einer Rede auf einer Konferenz des neokonservativen Think Tanks „Henry Jackson Society“ in London unterstrich Browder: “Wir haben es hier mit einem Wespennest zu tun, in dem um Vermögen, Geldfluss und Macht gekämpft wird, während der wirtschaftliche Kuchen in Russland schrumpft. Bei diesen Leuten handelt es sich nicht um Oligarchen im eigentlichen Sinne, sondern um Leute, die in Positionen sitzen, die eine gewisse Autorität über wichtige Geldströme haben – insbesondere im Öl- und Gasgeschäft“. Dazu gehören etwa die Firmen Gazprom, Lukoil, Novatek und die Gazprombank.

Putins „Waffen-Guru“ Dmitry Konoplev (46) litt an Angststörungen und Depressionen. Die Therapie endete fatal…

Aufgrund der Sanktionen wollen nun viele „ihren persönlichen Geldfluss auf dem Niveau halten, das sie vor Kriegsbeginn hatten. Und so schaut sich jeder um, um Teile des Kuchens umzuverteilen.“

Man kämpft um Geld und wird dafür getötet

Browder erklärt auch, wie das praktisch vor sich geht: „Wenn jemand vor einem Geldfluss sitzt, der an jemand anderen geht, und eine fiesere, härtere Person kommt und sagt: ‚Das musst du uns schicken‘ – dann wird die Person, die für diesen Geldfluss verantwortlich ist, entweder von der Person getötet, von der sie den Geldfluss wegleitet, oder von der Person, an die sie ihn nicht umleitet.“

Putins Geheimdienstler Jewgeni Lobatschow (76): Wollte einen Spaziergang machen, soll sich dann aber doch lieber selbst erschossen haben.

Gierige Akteure würden „um Geld kämpfen und dafür getötet werden“.

Vom einsteigen Verteidiger Putins zu dessen schärfsten Kritiker

Bill Browder war einst einer der größten Verteidiger Putins. Die von ihm im Jahr 1996 gegründete Fondsgesellschaft Hermitage Capital Management galt zeitweise als einer der größten westlichen Investoren in Russland und verfügte im Jahr 2005 über Aktiva im Wert von 4 Milliarden US-Dollar. Länger als andere hatte Browder Putins Vorgehen gegen Oligarchen verteidigt. Erst 2007 wurde er zu einem seiner schärfsten Kritiker.

Bill Browder ist heute Putin-Kritiker, Menschenrechtsaktivist und Unternehmer.APA/AFP/Tolga Akmen

Der eXXpress hat über sämtliche ermordete Oligarchen berichtet. Zu denjenigen, die ein vorzeitiges Ende fanden, gehört Pawel Ptschelnikow (52), ein Top-Manager der Russischen Eisenbahnen, der in seiner Moskauer Wohnung erschossen aufgefunden wurde.

Subbotin: Ratschläge eines Schamanen sollen tödlich gewesen sein

Dann ist da noch Konstantin Goloschtschapows Sohn Dmitri, der vier Tage nach der Flucht seines Vaters nach Weißrussland tot aufgefunden wurde, nachdem Putins Schlägertrupps eine Razzia in seinem Geschäft durchgeführt hatten und ihn wegen Veruntreuung anklagen wollten. Putin stand dem im Exil lebenden Tycoon, der als Putins „Masseur“ bezeichnet wurde, nahe.

Die Leiche des bekannten Multimillionärs Yuri Voronov (61) wurde in St. Petersburg gefunden. Der Unternehmer, der auch Deals mit Gazprom machte, lag tot im Pool.

Der Milliardär Alexander Subbotin, 43, starb angeblich im Mai, nachdem er „Ratschläge von Schamanen“ angenommen hatte. Es wird angenommen, dass der Lukoil-Manager mit Krötengift vergiftet wurde, das einen Herzinfarkt auslöste.

Tot im Swimmingpool

Der in der Ukraine geborene Multimillionär Jewgeni Palant, 47, und seine Frau Olga Palant, 50, waren die jüngsten Opfer. Vergangene Woche waren in ihrem Haus in der Region Moskau erstochen aufgefunden worden.

Der Eisenbahnmanager Pawel Ptschelnikow (52) wurde tot auf seinem Balkon in Moskau gefunden.

Im Juli wurde der 61-jährige Transportdirektor von Gazprom, Juri Woronow, tot in seinem Swimmingpool aufgefunden. Ein hochrangiger Freund und Kriminologe warnte vor einem Verbrechen.

„Aus Krankenhausfenster gestürzt“

Seit Anfang des Jahres sind auch mehrere von Putins Kumpanen unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen, darunter Iwan Peschorin – Putins Mann für die Erschließung der riesigen arktischen Ressourcen Russlands – ist angeblich unter mysteriösen Umständen in den Gewässern nahe der Russki-Insel von der Bordwand eines Bootes gestürzt”.

Ravil Maganow (67), Vorsitzender des zweitgrößten russischen Ölproduzenten Lukoil, starb nach einem Sturz aus einem Krankenhausfenster in Moskau.

Dies geschah nur wenige Wochen nach dem Tod des Ölchefs Ravil Maganov, der „aus einem Krankenhausfenster gestürzt“ war. Der 64-jährige Chef des russischen Ölriesen Lukoil starb Berichten zufolge nach einem Sturz aus einem Fenster im sechsten Stock des Moskauer Zentralklinikums.

Erhängt in der Villa in Spanien

Am 25. Februar ­– dem Tag, nachdem Putin seine Truppen in die Ukraine beordert hatte – wurde die Leiche von Alexander Tjulakow, einem hohen Finanz- und Sicherheitsbeamten auf der Ebene des stellvertretenden Generaldirektors von Gazprom, von seiner Geliebten tot aufgefunden. Der 61-Jährige lag mit einer Schlinge um den Hals in seiner Villa.

Bis April starben vier hochrangige Gazprom-Manager, angeblich durch Selbstmord (v.j.n.r.) Wladislaw Awajew, Sergei Protosenya, Alexander Tyulakov, Leonid Shulman.

In der Zwischenzeit wurde der wohlhabende Vladislav Avayev, 51, ein ehemaliger Vizepräsident der Gazprombank und ehemaliger Kreml-Beamter, in seinem Moskauer Penthouse erschossen aufgefunden.

Wenige Tage später wurde Sergej Protosenja, 55, durch Erhängen in Spanien tot aufgefunden. Protosenya war ein ehemaliger stellvertretender Vorsitzender von Novotek, einem Unternehmen mit engen Verbindungen zum Kreml. Und im März wurde die Leiche des russischen Milliardärs Wassili Melnikow mit Stichwunden in seiner Luxuswohnung in der Stadt Nischni Nowgorod gefunden.