Große Nicht-Regierungsorganisationen wie „Ärzte ohne Grenzen“ oder „Save the Children“ steiten ab, dass es Kooperationen mit Menschenschmuggler geben würde. Doch die „SonntagsZeitung“ aus der Schweiz hat mit drei libyschen Schleppern gesprochen. Diese bestätigen, dass es Kontakte zwischen ihnen und den „Rettungsschiffen“ gibt. Den Schleppern geht es darum, sicherzustellen, dass ihre „Kunden“ wirklich nach Italien gelangen. Man will den Migranten eben ein gutes Service bieten.

Die Aussagen der Schleuser stützen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft im sizilianischen Trapani an die Adresse der Hilfswerke. So brachten die Schlepper in etwa einem Dutzend Fällen Migranten direkt zu den Rettungsschiffen und fuhren dann wieder mit leeren Booten zurück nach Libyen, berichtete „Blick“.

"Save the Schlepper"?

Auch der mehrfach ausgezeichnete Journalist Kurt Pelda (57) erklärt, Hilfswerke würden im Internet Fotos ihrer Rettungsaktionen inszenieren, um Spenden zu generieren. Gewisse Fotos würden aber gezielt zurückbehalten. Zum Beispiel, wenn darauf Schlepper zu sehen sind, die Migranten zu den Rettungsbooten bringen.

Save the Children schützt Schlepper sogar aktiv vor Strafverfolgung. So heißt es in den schriftlichen Einsatzregeln des Hilfswerks, die der „SonntagsZeitung“ vorliegen: „Save the Children kommt der Aufforderung nicht nach, Foto-/ Medienmaterial zum Zweck der Identifizierung von Menschenhändlern usw. zu übergeben.“

Der bekannte Journalist Kurt Pelda wechselt im Februar 2022 von Tamedia zur "Weltwoche". Er deckte die Umtriebe der Schleusermafia im Mittelmeer aufScreenshot: SRF

Ermittler hörten alles ab

Dokumentiert ist das alles durch Bildmaterial, das die Staatsanwaltschaft von Trapani auf Sizilien durch aufwendige Ermittlungen ans Licht gebracht hat – verteilt auf rund 650 Aktenseiten. Viele der Fotos und Videos wurden von den Rettern selbst aufgenommen.
Auch verdeckt wurde ermittelt. So gelang es der Polizei unzählige Gespräche auf den Kommandobrücken aufzunehmen. Sie hörten Telefonate ab und lasen die Whatsapp- und E-Mail-Kommunikation der „Retter“ mit. Und das hatte bereits Auswirkungen. Ende Oktober 2017 durchsuchte die italienische Polizei die Vos Hestia und beschlagnahmte zahlreiche elektronische Geräte. Kurz darauf kündigte Save the Children die Beendigung seiner Rettungsoperationen im Mittelmeer an. Ähnliches ist laut den Recherchen bei den Bergungsaktionen von Médecins sans Frontières (MSF) passiert.

NGO dementiert alle Vorwürfe

Save the Children dementiert, wissentlich mit Schleusern kommuniziert oder sie unterstützt zu haben. Die Organisation ist aber stolz darauf, dass die Vos Hestia fast 10.000 Menschen gerettet habe, die “der sehr realen Gefahr des Ertrinkens ausgesetzt” gewesen seien.