Ungeachtet der drohenden Panzer und Maschinenpistolen kamen Männer und Frauen, darunter zahlreiche Senioren, zusammen, um die Armeeangehörigen zu konfrontieren “Seid Ihr nicht unsere Brüder? Erschiesst uns doch!” Den Soldaten ist es sichtlich unangenehm, erst recht, als die Menge die ukrainische Nationalhymne anstimmt.

Berdjansk ist eine Großstadt am Asowschen Meer und laut russischen Angaben am Sonntag “vollständig unter Kontrolle gebracht worden”. Auch aus den Städten Energodar., Melitopol und Tschernihiw wurden ähnliche Fälle zivilen Widerstands dokumentiert.

Vorrücken auf AKW verhindert

In der südukrainischen Stadt Melitopol im Gebiet Saporischschja formierte sich ein Protestzug gegen die Angreifer, wie am Mittwoch veröffentlichte Videos in sozialen Netzwerken nahelegten. Aus anderen Städten der Region gab es ähnliche Berichte, etwa aus Berdjansk und Dniprorudne. Die Zivilisten hielten ukrainische Fahnen hoch und forderten in Sprechchören: “Haut ab!”

Bei Enerhodar verweigerten Hunderte Menschen den anrückenden Truppen den Vormarsch auf das Atomkraftwerk Saporischschja. Nach Gesprächen an einem von Zivilisten errichteten Kontrollpunkt zogen sich die Russen zu Beratungen zurück, wie die Agentur Unian unter Berufung auf den Bürgermeister von Enerhodar meldete. In einigen Videos war zu sehen, wie Zivilisten mit bloßen Händen sich gegen russische Militärfahrzeuge stemmten und die Besatzungen zur Heimkehr nach Russland aufforderten. Auch in der Ostukraine kam es zu Protesten, etwa in Starobilsk im Gebiet Luhansk.

Widerstand auch in Odessa

In der südwestukrainischen Großstadt Odessa kündigte Bürgermeister Hennadij Truchanow ebenfalls Widerstand an. “Wir sind bereit, Odessa zu verteidigen. Wir werden niemandem erlauben, uns gefangen zu nehmen! Wir haben die russischen Streitkräfte nicht hierher gerufen und nicht auf sie gewartet. Wir betrachten dies als einen verräterischen Angriff auf unsere Stadt”, sagte Truchanow örtlichen Medien zufolge. Die Einwohner würden ihre Stadt verteidigen.