Österreich – das Land der Femizide? Die Statistik erschüttert, immerhin war der grausame Mord an der 13-jährigen Leonie bereits der 15. Frauenmord in Österreich im Jahr 2021. Damit belegt unser Land EU-weit den dritten Platz – nach Lettland und Litauen.

Österreich ist das einzige EU-Land, in dem in den vergangenen Jahren regelmäßig mehr Frauen ermordet wurden als Männer. Daten der Statistikbehörde Eurostat zufolge waren im Jahr 2017 von 48 Mordopfern 27 weiblich. Auch in den beiden Jahren zuvor gab es mehr weibliche als männliche Opfer.

Der Verdacht, es handle sich dabei hauptsächlich um ein importiertes Problem, scheint allerdings weit gefehlt. Das Problem ist etwas komplizierter, zumal sich dieses durch unterschiedliche Gesellschaftsschichten zieht. In den meisten Fällen sind es Lebensgefährten oder Ex-Partner, die der Taten verdächtigt werden – auch unter österreichischen Staatsbürgern. 2020 wurde sogar ein weibliches Baby getötet.

Mordserie löste politische Diskussion aus

Die jüngste Häufung an Femiziden löst seit Monaten immer wieder politische Debatten aus. Selbst Bundespräsident Alexander Van der Bellen tauschte sich mit Opferschutzverbänden und Experten in der Täterarbeit aus. Damals, nach dem 14. Frauenmord, meinter er, der jüngste Fall habe auf dramatische und traurige Weise gezeigt, dass noch immer zu wenig getan wird, um Frauen vor Gewalt zu schützen. Gebracht hat das offenbar wenig, hat sich die Serie von Gewaltverbrechen an Frauen mit dem Fall „Leonie“ noch um ein weiteres zugespitzt.

Nun soll sich einiges ändern

So dürfen zukünftig Sicherheitsbehörden personenbezogene Daten zum Schutz gefährdeter Menschen auch dann an Interventionsstellen übermitteln, wenn noch kein Betretungs- und Annäherungsverbot verhängt wurde. Bis dato gab es hier große Probleme im Austausch von Informationen zwischen den verschiedenen Stellen. Nun sollen Namen und Kontaktdaten gefährdeter Personen, zur Durchsetzung des Annäherungsverbots, in einer zentralen Datei gespeichert werden.

Mehr Geld für den Gewaltschutz geplant, aber wird es reichen?

Für den Gewaltschutz sollen nun zusätzliche 24,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden – weitaus weniger, als Schutzeinrichtungen gefordert hatten. Diese hätten weitaus mehr, nämlich 228 benötigt. Dringender Handlungsbedarf besteht in dieser Causa weiterhin, zumal sich hier ein massives Defizit feststellen lässt – nicht nur im finanzieller sondern auch in gesellschaftlicher Hinsicht.

Oliver Ginner