Der Todesfall um Leon hatte international für Schlagzeilen gesorgt. Im August vergangenen Jahres ertrank der Bub in der Kitzbüheler Ache im Bereich der Redford-Promenade in St. Johann nach einem Spaziergang mit seinem Vater (37). “Ich bin überfallen und niedergeschlagen worden, war bewusstlos”, schilderte der Tiroler der Polizei: “Leon muss danach aus seinem Buggy gekrabbelt und ins Wasser gefallen sein”, behauptete er.

Der tote Bub wurde auf einer Sandbank gefunden, der Vater erklärte den Spaziergang zu frühmorgendlicher Stunde mit der Erkrankung seines Kindes. Leon hatte einen seltenen Gendefekt, litt deshalb unter Schlafstörungen. Die Eltern seien häufiger auch nachts mit ihrem Sohn unterwegs gewesen.

Eltern setzten 30.000 Euro Belohnung aus

Die Spurenermittler der Polizei stellten eine Flasche sicher, mit der der Vater niedergeschlagen worden sein soll. In einem Mistkübel lag sein Handy. Fieberhaft wurde nach dem Räuber gefahndet, der für den Überfall und damit auch für den Tod des Buben verantwortglich gewesen sein soll. Es kamen Hinweise auf einen jungen Mann mit übergezogener Hoodie-Mütze, die Eltern, die durch das Schicksal ihres Kindes schon vorab eine gewisse Bekanntheit erlangt und große Unterstützung erhalten hatten, setzen eine Belohnung von 30.000 Euro für die Ergreifung des Täters aus. Doch weiter kam nichts.

Angaben des Vaters passen nicht zur Tatversion

Jetzt die Wende in dem Fall, der sogar bei “Aktenzeichen XY ungelöst” ausgestrahlt worden war. Am Montag nahm die Polizei den Vater unter Verdacht fest. Für die Ermittler gab es zu viele Ungereimtheiten. Die Flasche, mit er er niedergeschlagen worden sein soll, entdeckten die Fahnder auf einem Überwachungsvideo wieder, das vor dem Überfall entstanden worden sein soll. Angeblich im Kinder-Buggy von Leon. Auch die Auswertung des gefundenen Handys machte die Polizei stutzig. Auf dem eingeschalteten Schrittzähler sollen sich noch Aufzeichnungen befunden haben, die nicht zum Tatablauf passen. Die Kripo geht davon aus, dass der Kindsvater sein Smartphone selbst im Mistkübel entsorgt hatte.

Auch ein Sachverständigen-Gutachten zu den Verletzungen des angeblich niedergeschlagenen Vaters brachten diesen in die Bredouille. Auch sie sollen nicht zur Tatversion passen.

Verteidiger hält Indizien für nicht tragfähig

Beweise für eine Schuld sind das noch nicht, aber starke Indizien: “Das ist doch völlig absurd, ich habe mein Kind geliebt”, soll der Verdächtige seinem Anwalt Hubert Stanglechner gesagt haben. Der Strafverteidiger ist von der Unschuld seines Mandanten überzeugt: “All die Indizien sind nicht tragfähig”, sagt er. Die Flasche sei nicht ausreichend identifiziert, beim Handy gebe es weitere Unklarheiten – und überhaupt: Leons Gesundheitszustand habe sich jüngst gebessert, die Eltern hätten große Hoffnung in medizinische Fortschritte gesetzt, sie seien sehr optimistisch gewesen.

Die Ermittler halten es indes für möglich, dass der Vater in seiner Verzweiflung sein krankes Kind für immer von seinen Leiden erlösen wollte und deshalb Leon in den Fluss schubste. Es gilt die Unschuldsvermutung.