Das ist die höchste Jahresrate seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1949! Die gewerblichen Erzeugerpreise haben seit Dezember 2021 jeden Monat neue Rekordanstiege im Vergleich zum jeweiligen Vorjahresmonat verzeichnet. Im April hatte die Rate 33,5 Prozent und im März 30,9 Prozent betragen.

Höherer Anstieg als erwartet

Eigentlich hatten Volkswirte für Mai einen Anstieg um 1,5 Prozent auf Monats- und um 33,4 Prozent auf Jahressicht erwartet. Hauptverantwortlich für die jetzige Steigerung der Erzeugerpreise ist weiterhin die Preisentwicklung bei der Energie.

Energiepreise stiegen um 87 (!) Prozent

Die Energiepreise waren im Mai im Durchschnitt 87,1 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Gegenüber April stiegen sie um 2,5 Prozent. Den höchsten Einfluss auf die Veränderungsrate hatte Erdgas mit einem Plus gegenüber dem Vorjahr von 148,1 Prozent. Kraftwerke zahlten für Erdgas 241,2 Prozent mehr. Für Industrieabnehmer war Erdgas 210,7 Prozent teurer und für Wiederverkäufer 168,3 Prozent.

Schlechte Indikatoren für Inflation

Bei der Erzeugerpreis-Statistik werden die Preise ab der Fabrik erhoben, also bevor die Produkte und Rohstoffe in den Handel gelangen. Die Erzeugerpreise gelten daher als früher Hinweis auf künftige Entwicklung der Inflation. In der Regel schlagen veränderte Erzeugerpreise früher oder später auf den Handel und damit auf die Verbraucher durch.

Endverbraucher müssen weiter vor Teuerungs-Hammer zittern

Für die Verbraucher verheißt die Entwicklung nichts Gutes, gilt sie doch als Vorläufer für die allgemeine Inflation. Aktuell ist die Inflationsrate mit 7,9 Prozent bereits so hoch wie seit dem Winter 1973/74 nicht mehr. “Den massiven Anstieg der Erzeugerpreise haben die Unternehmen bisher wohl nur teilweise an die Endverbraucher weitergegeben”, sagt Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen.

Keine Trendwende in Sicht

“Darum dürfte auch bei Verbraucherpreisen die unterliegende Dynamik zumindest sehr hoch bleiben, unter Umständen sogar noch etwas zulegen.” Das sieht auch Volkswirt Jens-Oliver Niklasch so: “Vor allem für die Energiepreise scheint so schnell keine Trendwende in Sicht, zumal angesichts der Nachrichten über die Drosselung der russischen Erdgaslieferungen.”