Die Kostenexplosion bei Öl, Gas und Strom schlägt sich in den deutschen Erzeugerpreise in einem noch nie dagewesenen Ausmaß nieder, mit dem sämtliche Wirtschaftsexperten nicht gerechnet hatten. Im August erhöhten sich die Produktionspreise um durchschnittlich 45,8 Prozent. Dies ist “der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949”, teilte das Statistische Bundesamt mit. Dabei wurde nicht nur der eben erreichte Rekordwert vom Juli – 37,2 Prozent – übertroffen, auch die Steigerung um 7,9 Prozent von Juli auf August hat es bisher noch nie gegeben: “Das ist ebenfalls der höchste Anstieg gegenüber dem Vormonat seit Beginn der Erhebung.”

"Die Inflation ist gekommen, um zu bleiben"

“Ein unfassbarer Preishammer”, kommentierte Jens-Oliver Niklasch, Volkswirt von der Landesbank Baden-Württemberg. “Das alles verheißt nichts Gutes für die Inflation. Sie ist gekommen, um zu bleiben.” Die Produzentenpreise gelten als Vorläufer für die Entwicklung der allgemeinen Inflation. Zumindest ein Teil der enormen Preissteigerung dürfte bei den Verbrauchern ankommen. “Da ist enormer Inflationsdruck in der Pipeline”, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Verbraucherpreise könnten bereits im September die Marke von zehn Prozent überschreiten.

Hauptverantwortlich sind die explodierenden Energiepreise

In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt – noch bevor die Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen.

Hauptverantwortlich für die starke Teuerung auf Erzeugerebene ist die Energie, die seit Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine am 24. Februar erheblich mehr kostet. Erdgas kostete mehr als dreimal so viel wie ein Jahr zuvor (+209,4 Prozent), Strom verteuerte sich sogar um 278,3 Prozent. Für Mineralölerzeugnisse wurden 37,0 Prozent mehr verlangt. Leichtes Heizöl war mehr als doppelt so teuer wie ein Jahr zuvor (+104,0 Prozent), während für Kraftstoffe 27,3 Prozent mehr verlangt wurden. Nahrungsmittel verteuerten sich um durchschnittlich 22,3 Prozent.