Sergei Wiktorowitsch Lawrow (71) kündigt den endgültigen Bruch Russlands mit dem Westen an. Öffentlich erklärte er: “Ich versichere Ihnen, dass wir die Widrigkeiten überwinden und alles tun werden, um in den strategischen Bereichen unseres Lebens, die für unser Volk von entscheidender Bedeutung sind, nicht mehr vom Westen abhängig zu sein”.

Das bedeute: “Wir werden nicht mehr von westlichen Unternehmen oder von Systemen westlicher Länder abhängig sein.”

Moskau kontert mit Exportverboten

Nachdem der Westen harte Wirtschaftssanktionen gegen Moskau verkündet hat und sämtliche Firmen dem Land den Rücken kehren,  hat Moskau am Donnerstag ein Exportverbot für sämtliche Güter verhängt. Betroffen sind mehr als 200 Produkte und Gerätschaften, die zuvor aus dem Ausland nach Russland importiert worden waren.

Das Verbot gelte bis Ende des Jahres und soll unter anderem Telekommunikation und Medizin, Fahrzeuge, Landwirtschaftsmaschinen und elektrische Geräte betreffen. Auch Lokomotiven, Turbinen oder Bildschirme stehen auf der Verbotsliste. Möglich bleiben Exporte in die von Moskau angeführte Eurasische Wirtschaftsunion, zu der Armenien, Weißrussland, Kasachstan und Kirgistan gehören-

Ein im Westen bestens bekannter Diplomat

Lawrow ist nicht nur erfahrener Diplomat, sondern seit mittlerweile 18 Jahren Russlands Außenminister. Er war schon öfters zu Gast im Weißen Haus und schüttelte den vier letzten US-Präsidenten die Hand (siehe unten). Sämtliche europäische Politiker kennen Lawrow seit Jahren, meinen aber, ihn seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine nicht wiedererkennen zu können, wie sie bekunden.

Beklagt wird vor allem ein massives Vertrauensproblem mit Russland und mit seinem Außenminister. Beigetragen haben dazu eine Reihe von Aussagen Lawrows in jüngerer Zeit.

Mit diesen Aussagen verlor Lawrow seine Glaubwürdigkeit:

“Russland wird niemals die Ukraine angreifen”, erklärte der Außenminister kurz vor Ausbruch des Kriegs in der Ukraine.

“Es werden keine Angriffe auf zivile Infrastrukturen durchgeführt”, sagte er am 25. Februar, einen Tag nach Kriegsbeginn, auf einer Pressekonferenz in Moskau. Und: “Es werden keine Angriffe auf die Einsatzorte des Personals der ukrainischen Armee in Wohnheimen oder an anderen Orten, die nicht mit militärischen Angriffseinrichtungen verbunden sind, durchgeführt.”

Mittlerweile hat das russische Militär Schulen Spitäler und Wohnhäuser angegriffen, sowie ganze Ortschaften und Städte, in denen sich überhaupt keine militärische Einrichtungen befinden.

Am Donnerstag, 10. März, nach zwei Wochen Krieg erklärte Lawrow: “Wir haben noch nie ein anderes Land angegriffen. Wir haben keine Pläne, andere Länder anzugreifen. Wir haben auch die Ukraine nicht angegriffen.” Dazu kommentiert Bild-Redakteur Julian Röpcke: “Es braucht ganz dringend mehr Dialog auf Augenhöhe.”

Vergleichsweise unkompliziert war das Verhältnis zu George W. Bush: Putin hatte sich als erstes Staatsoberhaupt kurz nach 9/11 bei Bush gemeldet und seine Unterstützung bekundet.getty
Wesentlich angespannter war das Verhältnis zu Barack Obama.getty
Was Moskau besonders gestört haben dürfte: Mitten in der Krim-Krise, im Jahr 2014, verspottet Obama Russland als "Regionalmacht".getty
Donald Trump versuchte schließlich die Annäherung – sehr weit kam damit aber auch er nicht.getty
US-Präsident Joe Biden kennt Lawrow noch aus seiner Zeit als Vize-Präsident. (Das Bild stammt von einem Treffen in München am 2. Februar 2013 während der Münchner Sicherheitskonferenz.)getty
Wiedersehen am 16. Juni 2021 in der Schweiz: US-Präsident Joe Biden (l), der russische Präsident Wladimir Putin (M..) und Außenminister Sergej Lawrow (r.) posieren vor dem US-Russland-Gipfel in der Villa La Grange in Genf für die Presse.getty

Wie sollte sich Europa künftig gegenüber Russland verhalten?