Was für ein Irrenhaus: Das Rennen um den SPÖ-Vorsitz wird immer abenteuerlicher. Der Wiener Bezirksfunktionär Nikolaus Kowall zieht seine Kandidatur zurück, nachdem sich mit dem Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler ein weiterer prominenter Sozialdemokrat um den Vorsitz bewirbt. Doch hier ist nicht Schluss. Ein weiterer Promi will ebenfalls für den SPÖ-Parteivorsitz kandidieren. Allerdings hat er bisher noch nie mit Sympathien für die Sozialdemokratie von sich reden gemacht. Vom ehemaligen BZÖ-Politiker Gerald Grosz ist die Rede, der bei der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr 5,57 Prozent erhalten hat.

(v.l.n.r.) Der Bürgermeister von Traiskirchen, Andras Babler, Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und die derzeitige SPÖ-Parteichefin Pamela Rendi-Wagner bewerben sich um den SPÖ-Vorsitz.APA

Jeder darf kandidieren, der in dieser Woche noch SPÖ-Mitglied wird

In einem Schreiben an die SPÖ verkündete Grosz: „Ich bin mit heutigem Tag, 24.3.2022, Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Österreichs geworden und darf hiermit mitteilen, dass ich mich um das Amt des Bundesparteivorsitzenden der SPÖ bewerbe!“ Zuletzt war Grosz Redner beim „politischen Aschermittwoch“ der „Alternative für Deutschland“ (AfD). Aber das ist anscheinend Schnee von gestern.

In einem Video machte Gerald Grosz sein Vorhaben kund.Facebook

Dass die Wahl des nächsten SPÖ-Chefs nun zur Realsatire wird, liegt an den Vorgaben, auf die sich die Parteispitze zuvor geeinigt hatte: Uneingeschränkt jedes Parteimitglied kann noch über Nacht kandidieren. Dafür benötigt es keine Qualifikation, keine Unterstützungserklärungen – nichts. Die einzige Einschränkung: Es muss noch in dieser Woche der Partei beitreten, um kandidieren zu dürfen.

Die Konkurrenz für Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) wird größerAPA/EVA MANHART

„Auf zum letzten Gefecht, der Untergang ist nahe“

Diese Chance wollte sich Grosz nicht nehmen lassen. Werben will er neuerlich vor allem auf Social Media. In einem Video, das Freitagvormittag online geht, richtet er seinen Fans aus: „Ich habe die vielfältigen Angebote für eine Teilnahme bei ‚Dancing Stars‘, dem ‚Dschungelcamp‘, ‚Teenager werden Mütter‘ ausgeschlagen und gebe hiermit voller Freude und mit bebender Stimme eines in der Wolle gefärbten Sozis bekannt, bei der sozialdemokratischen Ausgabe von ‚Mein potschertes Leben‘ teilnehmen zu wollen.”

Dann macht sich Grosz lustig über „die Lückenfüller der 1. Mai Aufmärsche, die ausgefressenen, behäbigen und aufgedunsenen Schnitzelgesichter, die linksversifften Gutmenschen, die toleranzbewegten Genderisten“ und so weiter. Zuletzt erklärt er: „Genossinnen und Genossen, hört die Signale, auf zum letzten Gefecht, der Untergang ist nahe, mein Eintreten somit echt“, meint er und schließt ab mit dem traditionellen Gruß: „Freundschaft!“

Obwohl Grosz eigentlich alle offiziellen Vorgaben für eine Bewerbung um den Parteivorsitz erfüllt hat, lehnt die SPÖ seinen Antrag ab: „Das Beitrittsansuchen des Rechtspopulisten Gerald Grosz wird natürlich abgewiesen. Grosz repräsentiert das Gegenteil der Grundsätze der Sozialdemokratie“, ließ die Partei wissen. Grosz selbst will das allerdings nicht akzeptieren und reagierte auf die von ihm gewohnte Art: „Jedem Tschetschenen, Syrer und Afghanen wollen sie die Staatsbürgerschaft schenken und mir verwehren sie die SPÖ-Mitgliedschaft. Sieht so sozialdemokratische Toleranz aus?“ Zudem kündigte Grosz an, seine Katze Chou-Chou als SPÖ-Mitglied anmelden zu wollen, damit diese für den Vorsitz kandidiert. „Am Parteitag gibt’s dann ein großes Miau.“

Gerald Grosz mit seiner KatzeScreenshot/Twitter

Zumindest gesprächsbereit bezüglich dem Beitrittsantrag von Gerald Grosz zeigte sich die steirische Landespartei: „Sollten Sie sich tatsächlich von Ihrer politischen Vergangenheit distanzieren wollen und ihre bisherigen ideologischen Überzeugungen überdacht haben, lade ich Sie gerne im Laufe der nächsten Wochen zu einem persönlichen Gespräch zu mir in die Landesorganisation der SPÖ Steiermark ein, um uns dies glaubhaft darzulegen“, schrieb ihm Landesgeschäftsführer Florian Seifter. „Sollten Sie Ihren Antrag auf Beitritt danach noch aufrecht erhalten, werden wir jene Gremien damit befassen, die darüber zu entscheiden haben.“

Aussagekräftiges Wahlergebnis immer unwahrscheinlicher

Von 24. April bis 10. Mai können SPÖ-Mitglieder über die Parteiführung abstimmen – sogar per Internet. Ausgerechnet gegen diese Möglichkeit bei Wahlen hat sich die SPÖ bisher gewehrt. Was ebenfalls brisant ist: Trotz der wachsenden Liste an Kandidaten ist keine Stichwahl vorgesehen. Ein aussagekräftiges Wahlergebnis wird damit immer unwahrscheinlicher. Schwammig dürften daher auch die Vorgaben für den Sonderparteitag am 3. Juni sein, an dem die SPÖ-Funktionäre endgültig den neuen Vorsitzenden wählen.

Dass Grosz das Rennen machen wird, gilt allerdings als unwahrscheinlich. Beim Match um den SPÖ-Vorsitz gehört er nicht zu den Favoriten.