Türkische Medien und Telegram-Newskanäle nennen sie nur noch die “korrupte EU-Barbie” – obwohl für die griechische Ex-Parlaments-Vizepräsidentin weiterhin die Unschuldsvermutung gelten muss: Eva Kaili (44) sitzt derzeit weiterhin in Untersuchungshaft in Belgien, statt Champagner-Partys mit Multi-Millionär Richard Branson und netten Fototerminen mit Bill Gates gibt’s jetzt hinter dicken Betonmauern ein eher schlichtes Tagesprogramm.

Und viele europäische Steuerzahler fragen sich: Warum lässt sich jemand mutmaßlich von einem Wüstenstaat bestechen, der ohnehin Monat für Monat ein extrem hohes EU-Gehalt kassiert?

Im EU-Parlament: die Sozialdemokratin Eva Kaili (44)

Mit Spesen-Bonus auf 15.303 Euro netto im Monat

Tatsächlich ist die Gage der Griechin nicht übel. So erfuhr der eXXpress bei seinen Recherchen in der EU-Zentrale in Brüssel: Auch als eine der 14 (!) Vize-Präsidenten des EU-Parlaments erhielt die nun unter massivem Tatverdacht stehende Sozialdemokratin “nur” ein übliches Abgeordneten-Gehalt, also 9166 brutto im Monat. Allerdings werden die EU-Parlamentierer-Bezüge (warum auch immer) kaum versteuert, somit bleiben 7145,04 Euro netto.

Zusätzlich zu diesen 7145,04 Euro netto kommt noch eine Spesenpauschale von 4778 Euro netto monatlich. Das summiert sich also schon zu einem Netto-Bezug von 11.923,04 Euro. Allerdings kommen nun auch noch Sitzungs-Taggelder dazu: Für jede Anwesenheit bei einer Sitzung der EU gibt’s weitere 338 Euro netto, für etwa zehn derartige Stress-Termine gibt’s also noch zusätzlich 3380 Euro netto. Am Monatsende darf sich dann ein EU-Abgeordneter auf 15.303,04 Euro freuen, die auf dem Konto landen.

Im Urlaub von Paparazzi verfolgt: die EU-Politikerin Eva Kaili

Trotz Mega-Gehalt bestechlich?

Zum Vergleich für “Normalsterbliche”: Arbeitnehmer, die etwa in Österreich ein Netto-Gehalt von 15.303,04 Euro beziehen wollen, müssten einen Brutto-Lohn von über 23.570 Euro vertraglich vereinbart haben, also ein Jahresgehalt von mehr als 330.000 Euro brutto.

Die sozialdemokratische Vize-Parlamentspräsidentin kassierte also so viel Geld wie ein erfolgreicher österreichischer Manager oder der Bundeskanzler. Und trotzdem soll Eva Kaili (44) anfällig für Korruptionsversuche gewesen sein: Immerhin stellten die Ermittler direkt bei ihr 160.000 Euro Bargeld sicher, weitere 600.000 Euro waren in Plastiksäcken verpackt, die ihr Vater verschwinden lassen sollte.

Die Regierung des Wüstenemirats Katar wird immer wieder als möglicher Drahtzieher der spektakulären Bestechungsaffäre genannt, auch gegen den marokkanischen Geheimdienst soll bereits ermittelt werden. Interessant wird die Auswertung der Behörden sein, welche EU-Abgeordnete und welche in ihren Heimatländern aktive Politiker sich in jüngster Zeit besonders eifrig für die Interessen von Katar und Marokko engagiert haben …

Eva Kaili mit dem Multimillionär Richard Branson