Rüstungsmanager haben allen Grund Wladimir Putin zu danken: Das Militär-Geschäft brummt wie noch nie. Nun erhält die polnische Armee mehr als tausend neue Schützenpanzer des Typs „Borsuk“ (Dachs) und dazu Hunderte Begleitfahrzeuge. Eine Vereinbarung darüber unterschrieb Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Dienstag bei der Herstellerfirma Huta Stalowa Wola in Südostpolen. Es ist das bisher größte Projekt der polnischen Rüstungsindustrie, sagt Blaszczak.

Der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak spricht während einer militärischen Übung mit dem Boden-Luft-Raketensystem PATRIOT.APA/AFP/JANEK SKARZYNSKI

Die ersten vier Borsuk-Panzer sollen der Vereinbarung nach bereits im Laufe des Jahres 2023 an die polnische Armee ausgeliefert werden. Die neuen Panzer aus polnischer Produktion sollen die bisher verwendeten Schützenpanzer des sowjetischen Typs BMP-1 ersetzen. Zu ihren Vorzügen zählt, dass sie schwimmfähig sind. Die Bestellung ist Teil einer massiven Aufrüstung und Modernisierung der polnischen Armee, die nach Blaszczaks Worten “in sehr schnellem Tempo” voranschreite. Das NATO-Land Polen grenzt direkt an die von Russland angegriffene Ukraine.

Verteidigungsminister Pistorius will 100 Milliarden Euro ausgeben

Nicht viel anders ist die Lage in Deutschland. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) traf sich bereits vielmal mit Rheinmetall-CEO Armin Papperger, zuletzt in der vorigen Woche im niedersächsischen Unterlüß, wo Rheinmetall ein Erprobungszentrum betreibt. 100 Milliarden Euro möchte Deutschlands Verteidigungsminister ausgeben, 20 bis 40 Milliarden könnten bei Rheinmetall landen, berichtet der deutsche Journalist Gabor Steingart in „The Pioneer“. Pistorius sagt klar, was er erwartet: „Ich wünsche mir von der Industrie den schnellen Ausbau der Produktionskapazitäten.“

Der Aktienkurs von Rheinmetall hat seit der Ukraine-Invasion eine gewaltige Steigerung hingelegt. Um mehr als 80 Prozent ging es aufwärts. Dabei war der Trend schon zuvor nicht schlecht. In den vergangenen zehn Jahren ging es um insgesamt 650 Prozent nach oben.

Lockheed Martin und Northrop Grumman profitieren am meisten in den USA

Freilich: Die Europäer sind nicht die einzigen, die aufrüsten. Das tun zurzeit alle, auch die Russen, die Chinesen und natürlich der Amerikaner. In den USA profitieren vor allem Lockheed Martin und Northrop Grumman. Steingart bemerkt: „Lockheed Martin liefert Kampfjets wie den F-35 und Northrop Grumman baut Aufklärungsdrohnen sowie Interkontinentalraketen – mit oder ohne nuklearem Sprengkopf. Die Aktienkurse erzählen auch hier die Geschichte.“

Auch die Volksrepublik China investiert in ihre militärische Ausstattung. In nur zehn Jahren hat China 80 Jahre der Entwicklung von Flugzeugträgern aufgeholt. Wir könnten am Beginn eines neuen Zeitalters der beschleunigten Aufrüstung sein, meint Lucie Beraud-Sudreau, Direktorin des SIPRI-Programms für Militärausgaben und Waffenproduktion: „Der Trend wird sich weiter beschleunigen und intensivieren.“