In einer Wiener Gratis-Zeitung, in der kürzlich eine Hausdurchsuchung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) stattfand, wird das neue Büro von Sebastian Kurz (36) an der Wiener Ringstraße genau beschrieben – es sollte vielleicht etwas negativ rüberkommen, dass es der Ex-ÖVP-Chef und seinem Team auch im Privatleben gelungen ist, einen Schreibtisch zu haben, der nicht in einer Bruchbude steht.

Auch, dass der jetzige Kooperationspartner von bekannten erfahrenen Wirtschaftsbossen mehrere Journalisten zu einem Hintergrundgespräch eingeladen hat, sollte von diesem Gratis-Blatt offenbar ein bisschen ins Lächerliche gezogen werden – und damit auch der nachvollziehbare Versuch eines jungen Politik-Talents, sich gegen andauernde Vorwürfe zu wehren und auch mit seinen Worten die Ermittlungen der Staatsanwälte darzustellen.

Kurz jetzt im Konter: "Natürlich finde ich das ungerecht"

Dabei ist es keinesfalls lächerlich, dass sich ein junger Österreicher zur Wehr setzen möchte, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt – Sebastian Kurz kontert jetzt: Er argumentiert und spricht auch über die Arbeit der Staatsanwaltschaft und mancher Medien-Mitarbeiter. Das schmerzt manche.

Im aktuellen Gespräch mit dem eXXpress betont der Familienvater deshalb auch zu den noch immer nicht abgeschlossenen Ermittlungen der WKStA gegen ihn: “Natürlich finde ich ungerecht, was da abläuft. Die Justiz ist von der Politik missbraucht worden.”

Information über Schnitzel-Gutschein gut, über Familienbonus aber schlecht?

Seit seinem Rücktritt als Bundeskanzler am 9. Oktober 2021 hat sich Sebastian Kurz höchst defensiv verhalten, jetzt will der Ex-Politiker aber doch einiges los werden: “Das ist doch verrückt, dass nun auch frühere Schaltungen des Finanzministeriums über den damals erstmalig ausbezahlten Familienbonus als mögliche Untreue gelten sollen. Da frag’ ich mich schon: Die Information über den Familienbonus soll ein möglicher Fall von Untreue sein, die Information über den Schnitzel-Gutschein durch die Stadt Wien sei aber eine ,notwendige Bürgerinformation’?” Und Kurz setzt nach: “Ich habe schon das Gefühl, dass da alles sehr tendenziös abläuft, ich halte das für höchst ungerecht.”

Auf die Frage des eXXpress, wie er denn die nun schon monatelange Verfahrensdauer der Ermittlungen gegen ihn bewerten würde, meinte Sebastian Kurz sehr gelassen: “So lange am Ende die Wahrheit ans Licht kommt, habe ich kein Problem damit.” Er könne die Dauerbelastung durch die Ermittlungsverfahren “fast immer” ausblenden: “Wir haben gelernt, damit leben zu müssen, das das alles sehr lange dauert.”

Dass nun bereits zwei Verfahren damit geendet haben, dass gar nichts von den Vorwürfen gegen die ÖVP oder gegen ihn selbst übrig blieb, betont aber Sebastian Kurz auch in diesem TV-Talk: “2019 wurde eben NICHT von der ÖVP die Wahlkampfkosten-Obergrenze überschritten. Und es hat eben NICHT gestimmt, dass ich mich für eine Gehaltserhöhung für meine Freundin eingesetzt hätte – aber beides wurde monatelang immer wieder von einigen Medien behauptet. Diese massive Vorverurteilung war falsch.”

Ausschnitte aus dem TV-Talk mit Sebastian Kurz sehen Sie heute in “10 vor 8” auf exxpressTV, sowie auf exxpress.at, im exxpress-Livestream auf youtube und natürlich auch in der TV-Thek auf exxpress.at.

Empfinden Sie, dass die Staatsanwälte in Österreich stets ohne politische Tendenz arbeiten?

Spricht mit eXXpress-Chefredakteur Richard Schmitt (r.) über die Justiz und Vorverurteilungen: Sebastian Kurz (36)