Der eXXpress erreichte die frühere Außenministerin Österreichs in ihrem kleinen Haus in der Provence – wenige Minuten zuvor hat Karin Kneissl erfahren, dass sie auf die sogenannte “schwarze Liste” gesetzt werden soll, auf der die EU-Führung jene Personen reiht, die angeblich Desinformation über Russland verbreiten würden.

In dem Sonderausschuss des EU-Parlaments werden alle Namen von früheren oder aktiven Politikern geführt, die von “ausländischen, autoritären, staatlich kontrollierten nationalen oder privaten Unternehmen im Austausch für ihr Wissen und auf Kosten der Interessen der Bürger der EU und ihrer Mitgliedstaaten eingestellt oder kooptiert werden”.

Gefragte Expertin bei Russia Today: Karin Kneissl

"Mir wird sogar Hochverrat vorgeworfen"

Sie sei “fassungslos”, sagt Karin Kneissl (57) im eXXpress-Gespräch, die einen gut dotierten Aufsichtsratjob beim Öl-Unternehmen Rosneft angenommen hat: “Was kommt jetzt noch? Muss ich jetzt auch noch eine Verhaftung fürchten?”

Und die frühere Ministerin unter Türkis-Blau erzählt: “Ich bin erst seit zweieinhalb Monaten hier in Frankreich sesshaft. Da hab ich jetzt mein kleines Haus und hierher habe ich meine Tiere hergeholt – muss ich jetzt wieder weg?” Neben ihren Hunden hat die Politik-Expertin auch ihre Ponys nach Südfrankreich bringen lassen.

Aber wenn diese Anfeindungen weiter zunehmen würden, brauche sie einen “Plan B”: “Journalisten in Österreich werfen mir ja schon Hochverrat und Korruption vor, da wird sogar öffentlich zu meiner Verhaftung aufgerufen.”

Diese Szene bei ihrer Hochzeit wird Kneissl aktuell besonders oft vorgeworfen.

Karin Kneissl sieht eine "Hexenjagd"

Für Aufsehen sorgte diese Woche ein kurzes Interview von Kneissl mit dem deutschen Sender RTL: Darin hatte sie sich als “politischer Flüchtling” bezeichnet, der nicht mehr in Österreich leben könne. Dazu sagte die Ex-Ministerin im Telefonat mit dem eXXpress: “Da findet eine Hexenjagd statt. Einige haben mich sogar in Karikaturen als Hexe gezeichnet. Und natürlich bin ich nicht freiwillig gegangen.”

“Ich wollte hier in Frankreich nur ein ruhiges Leben führen”, meint Kneissl, dass dies nicht mehr lange möglich sein werde. “Die” – also die EU-Spitze – hätte eben auch damit begonnen, im Konflikt mit Russland “auch EU-Bürger zu verfolgen”. Gegenüber dem eXXpress sagte dazu Karin Kneissl: “Wahrscheinlich muss ich auch von hier weg. Das ist traurig.”

 

Beim Staatsbesuch: Kneissl mit Wladimir Putin