Eingestürzte Brückenteile, ein brennender Treibstoff-Zug und viele User auf den Social-media-Plattformen, die dieses Inferno auf der Krim-Brücke bei Kertsch beklatschen – obwohl die Überwachungs-Kameras der Brücke eindeutig zeigen, dass zum Zeitpunkt der Explosion auch zahlreiche Zivilisten auf der Autobahn-Brücke unterwegs waren, die das Feuer und zuvor die Druckwelle nicht überlebt haben dürften.

Tatsächlich ist noch unklar, ob ukrainische Boden-Boden-Raketen oder ein Selbstmord-Attentäter die Brücke über 100 Meter Länge zerstören konnten. Was hingegen eindeutig klar ist: es wird eine Reaktion der Russischen Föderation geben. Und wie diese ausfallen könnte, darüber wird nun ebenfalls schon emotional diskutiert,

Dramatische Bilder: Die Krim-Brücke kurz nach dem Angriff.

Brücke ist ein Symbol für die Annexion der Krim

Dass ausgerechnet einen Tag nach dem Geburtstag des Präsidenten der Russischen Föderation ein absolutes Prestigeprojekt von Wladimir Putin (70) angegriffen worden ist, kann gar nicht ohne Reaktion des Kremls so stehen bleiben. Denn: Die Krim-Brücke bei Kertsch ist eine der wichtigsten Nachschub-Routen für die im südlichen Donbass operierenden russischen Truppen, sie ein Symbol für das von Moskau getrommelte Faktum der Annexion der Krim und der Bau der Konstruktion kostete immerhin drei Milliarden Euro.

Drei Szenarien einer Reaktion Moskaus sind nun sehr wahrscheinlich: Wladimir Putin könnte nun einen Vergeltungsschlag gegen das Regierungsviertel von Wolodymyr Selenskyj mit einem Dutzend Marschflugkörpern oder einem massiven Luftangriff befehlen. Bisher wurde die russische Luftwaffe ja ganz bewusst – aus Kostengründen – nicht zu Großangriffen eingesetzt.

Zweitens wäre auch ein Angriff mit konventionell bestückten 9K720-“Iskander”-Mittelstrecken-Raketen auf Nachschub-Basen der ukrainischen Armee denkbar, auch auf Drehkreuze für die zahlreichen Waffenimporte, wie etwa Lemberg im Westen der Ukraine. Diese russischen Raketen haben eine Reichweite von bis zu 500 Kilometer, es könnten davon auch Einheiten in Weißrussland stationiert sein.

Und drittens könnten jetzt im Kreml auch die Hemmungen fallen, westeuropäische Nationen anzugreifen, die Selenskyj nicht nur mit Waffen, Militärberatern und Ausbildungsprogrammen, aber auch mit Logistik und Aufklärungs-Satelliten unterstützen. Nicht offiziell und auch nicht militärisch, sondern mit folgenschweren Hacker-Attacken auf das Bahnnetz, die Energie-Versorger und die Banken.

Schon die nächsten Stunden werden zeigen, für welche Reaktion sich der Kreml entschieden hat.

Die Karte zeigt die Bedeutung der Krim-Brücke.
Iskander-Raketen sind auch in Kaliningrad und Weißrussland stationiert.