
EZB gab Startschuss für den digitalen Euro
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat vergangene Woche die letzen Weichen für die Einführung des digitalen Euros gestellt. Weckruf soll das Vorhaben Facebooks gewesen sein, die bereits vor zwei Jahren die Idee einer eigenen digitalen Währung geboren hat, die mittlerweile unter dem Namen Diem firmiert.
Eine parallele Geldwelt, kontrolliert von privaten Unternehmen, in der die EZB keinen Einfluss hat, war die Befürchtung der Banker. Aus diesem Grund musste die EZB nun handeln. Vergangene Woche gab sie den Startschuss für die Einführung des digitalen Euros. Auf den ersten Blick klingt das wenig spekatkulär, werden mittlerweile sehr viele Geldtransaktionen bargeldlos getätigt. Doch am Ende steht die Revolution des Geldsystems, eine neue Form des Geldtransfers – vom Sparen über das Ausgeben bis hin zur Kreditvergabe und damit könnte es zum Tod der Banken führen.
Während es für den Verbraucher keinen Unterschied macht, ob er bargeldlos zahlt oder Scheine hinlegt tut es das für die EZB eben sehr wohl. Schließlich stammt das Geld von ihr. Sie hat es gedruckt und in Umlauf gebracht, sie steht dafür ein – im Unterschied zum Giralgeld der Banken. So nennt man Geld, das auf Konten lagert und per Knopfdruck überwiesen wird. Geld, das es nur in den Büchern der Banken gibt, die auch dafür gerade stehen müssen.
Die dritte Form des Geldes
Der digitale Euro würde eine dritte Form des Geldes schaffen: Digitales Zentralbankgeld. Dieses würde wie Banknoten und Münzen von der Europäischen Zentralbank stammen, aber sie würde es eben nicht auf Papier drucken oder auf Metall prägen, sondern in digitaler Form ausgeben. „Der digitale Euro verbindet die Sicherheit von Bargeld mit dem Komfort und dem Innovationspotenzial digitaler Bezahlmöglichkeiten“, sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment zu Welt.
Wenn irgendwann gar kein Bargeld mehr genutzt würde, verschwände damit das Zentralbankgeld aus dem Alltag, und es gäbe nur noch das Giralgeld der Banken. „Unsere Arbeit soll sicherstellen, dass Privatpersonen und Unternehmen im digitalen Zeitalter weiterhin Zugang zu der sichersten Form von Geld – dem Zentralbankgeld – haben“, sagte daher EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei der Vorstellung des Projekts am Mittwoch.
Damit bereitet man sich auf eine Zeit vor, in der kaum noch jemand mit Bargeld zahlen möchte. Während die Österreicher, wie auch ihre deutschen Nachbarn, noch sehr an Banknoten und Münzen hängen, ist die Bargeldnutzung beispielsweise in Finnland in den Jahren von 2016 bis 2019 um 20 Prozent gesunken, in den Niederlanden immer noch um 10 Prozent.
Gegengewicht zur US-Vormacht
Auch die Furcht vor einer amerikanischen Dominanz hat die EZB zu diesem Schritt bewogen. Denn Bargeld ist eine typisch „europäische“ Zahlungsart. Bei Kartenzahlungen dominieren US-Firmen wie Mastercard und Visa, deren Stellung umso mächtiger wird, je mehr bargledlos gezahlt wird. „Setzt sich diese Entwicklung fort, könnte die Durchsetzung europäischer Gesetze und der Schutz von Zahlungsdaten europäischer Unternehmen und Bürger schwierig werden“, schreibt Heike Mai, Expertin für den Zahlungsverkehr bei der Deutschen Bank, in einer aktuellen Analyse. Der digitale Euro stelle daher sicher, dass es nach wie vor eine rein europäische Alternative gibt.
Vorteile und Nachteile
Gleichzeitig darf man aber die positiven Aspekte nicht außer Acht lassen: Denn in dem Moment, wo sich jemand einen digitalen Euro beispielsweise auf sein Handy lädt, hat er ein Konto direkt bei der Europäischen Zentralbank. Und da derzeit fast alle Zentralbanken auf der Welt an entsprechenden digitalen Formen ihres Bargelds arbeiten, könnten Verbraucher dann innerhalb von Sekunden und völlig kostenlos Geld selbst in ferne Länder schicken, von dem Konto bei der EZB etwa zu einem Konto bei der amerikanischen Fed oder der Schweizerischen Nationalbank.
Doch kein Vorteil ohne Nachteil: Die digitale Form kann nie so anonym sein wie die althergebrachte. Ein Euro-Schein kann immer nur einmal ausgegeben werden, ein digitaler Euro könnte jedoch auch mehrmals ausgegeben werden – auch wenn es nur über Manipulation möglich ist. Das muss ausgeschlossen werden können. Auch krimineller Missbrauch wie Geldwäsche muss verhindert werden, sonst öffnet das digitale Geld Kriminellen Tür und Tor. Doch jede Kontrolle erfordert einen gewissen Grad der Nachverfolgbarkeit, und damit geht die Anonymität des Bargelds verloren.
Kommentare
Das was hier beschrieben wird unter “Vorteile und Nachteile” ist nicht eine digitale Form des Euro, sondern das Konzept einer Weltwährung.
Außerdem: Wenn ich bei “Laden auf mein Handy” parallel dazu laufend ein Konto bei der Zentralbank habe, ist das praktisch kein Unterschied zu einem Girokonto. Ich habe dann also “am Handy” quasi nur das verfügbare Guthaben. Sobald ich was davon ausgebe, wird das beim Konto bei der Zentralbank abgebucht.
Wenn es sich um eine Digitalwährung handeln würde, dann hätte quasi jede Münze eine Seriennummer und ein parallel dazu laufendes Konto wäre nicht nötig.
Also entweder ist das falsch beschrieben oder es ist lediglich die Einführung einer Weltwährung und der zentrale Zugriff auf alle Bürger der mitmachenden Staaten.
Weil der nächste logische Schritt wäre sowieso die Bargeld-Abschaffung. Wenn das also einmal ein paar Jahre lang läuft, dann kommt das.
Bei Raiffeisen propagiert man schon länger in diese Richtung: Dort werden Geldeingabe-Automaten als Bargeld-Recycling-Automaten bezeichnet. Also quasi Mistkübel für das dreckige Bargeld.
Vielleicht lebe ich in einem anderen Universum. Jedenfalls ich habe ein Girokonto und kann bargeldlos damit bezahlen. Wenn das jemand nicht kennt, kann ich das gerne näher erläutern.
Dass Facebook eine “Währung” einführen will, ist vollkommen irrelevant. Diese Frau hält die Leute wohl für blöd.
Bargeld ist geprägte Freiheit. – Heinrich Böll
Das darf man niemals zulassen.
Das wäre die Grundlage für ein faschistische Willkür-Herrschaftssystem wie es das noch nie in der Geschichte gegeben hatte.
Bitte schreiben Sie keine Propaganda, dass die EZB “sicherstellen, dass Privatpersonen und Unternehmen im digitalen Zeitalter weiterhin Zugang zu […] Zentralbankgeld – haben” möchte.
Ich bin ziemlich sicher, dass 90% der österreichischen Bevölkerung den Unterschied von Zentralbankgeld und Giralgeld nicht kennen, geschweige denn sich je damit auseinandergesetzt haben.
Es geht hier um nicht um – wörtliches Zitat aus dem Artikel- “Komfort und […] Innovationspotenzial digitaler Bezahlmöglichkeiten”, sondern rein um um – wiederum wörtliches Zitat aus dem Artikel – “Durchsetzung europäischer Gesetze und der Schutz von Zahlungsdaten europäischer Unternehmen und Bürger”.
Also: es geht um Kontrolle, und die Möglichkeit (evtl. später zu schaffende) europäische Gesetze (Negativzinsen, Vermögensbeschränkungen, Zwangsabgaben etc.) gegen die europäische Bevölkerung (von Bürger darf man ja nicht mehr sprechen, mündig sind wir aus Sicht der EU und EZB lange schon nicht mehr) durchsetzen zu können.
Ich gebe dem Euro und dieser EU maximal noch 10 Jahre. Und das Ende wird sehr wahrscheinlich unschön.