WAS SOLL DER DIGITALE EURO SEIN?

Die neue Digitalwährung soll das Bargeld ergänzen und jedem Bürger in der Eurozone zugänglich sein. Wie Euro-Scheine und -Münzen soll es für den Einzelnen ein leicht nutzbares gesetzliches Zahlungsmittel sein. Gleich dem Bargeld wäre auch der digitale Euro eine Forderung direkt gegenüber der Zentralbank, die als ausfallsicher gilt. Das unterscheidet ihn grundsätzlich von Kryptowährungen wie Bitcoin und sogenannten stablecoins wie die geplante Cyberwährung Diem von Facebook. In der Fachwelt wird daher auch zumeist von CBDC “Central Bank Digital Currency” gesprochen.

WIE KANN ICH DEN DIGITALEN EURO BEKOMMEN?

Noch steht gar nicht fest wie der digitale Euro konkret ausgestaltet werden soll. Möglich wären spezielle Konten, die letztendlich von der EZB überwacht werden, oder eine Lösung über die Geschäftsbanken. Der Bürger könnte den digitalen Euro dann in Form einer elektronischen Geldbörse (“Wallet”) erhalten. Dabei kommen womöglich wiederum die Banken und Finanzdienstleister ins Spiel, die solche Wallets einrichten und verwalten und dazu entsprechende Dienstleistungen anbieten könnten.

KANN ICH ALL MEIN ERSPARTES IN DIGITALE EURO UMWANDELN?

Es wird wahrscheinlich nicht möglich sein, dass der Einzelne seine Ersparnisse einfach in digitale Euro umwandeln kann. Denn das würde den Banken eine wichtige Geschäftsgrundlage entziehen und das Finanzsystem gefährden. Daher könnte es eine Obergrenze geben, eine Höchstsumme an digitalen Euro, die der Einzelne in seinem Wallet halten kann. Von der EZB wurden in einer Studie einmal 3.000 Euro ins Spiel gebracht. Eine Möglichkeit wäre, dass bei Erreichen der Grenze darüber hinausgehende Beträge automatisch auf das normale Bankkonto umgebucht werden.

WARUM SOLL ES ÜBERHAUPT EINEN DIGITALEN EURO GEBEN?

Die Notenbanken wollen den sich immer stärker digitalisierenden Zahlungsverkehr nicht großen internationalen Technologiekonzernen überlassen. Denn dies könnte letztendlich ihre Währungshoheit untergraben. Zudem hat die Coronakrise dem bargeldlosen Bezahlen, das bereits seit einiger Zeit auf dem Vormarsch ist, noch einmal einen zusätzlichen Schub verliehen.

WANN SOLL DER DIGITALE EURO KOMMEN?

Bis zur Einführung könnte es der EZB zufolge noch rund fünf Jahre dauern. Zunächst soll nun in einer Untersuchungsphase die Ausgestaltung einer Digitalwährung festgelegt werden. Danach soll sich eine Entwicklungsphase anschließen die noch einmal rund drei Jahre dauern könnte. Möglich ist, dass der digitale Euro auch in verschiedenen Städten in einer Pilotphase getestet wird. Die Notenbank der Niederlande hatte im Frühjahr 2020 erklärt, das Land wäre für einen Testlauf geeignet.

WAS IST MIT DER PRIVATSPHÄRE?

Viele Bürger schätzen am Bargeld, dass Zahlungen anonym sind und nicht leicht nachverfolgt werden können. Nach einer Umfrage der EZB unter den Bürgern im Euroraum ist auch bei einem digitalen Euro der Datenschutz das wichtigste Thema. Die EZB hat bereits erklärt, sie wolle den Erwartungen der Menschen Rechnung tragen. Dabei muss sie allerdings auch Ziele beachten, wie die Bekämpfung von kriminellen Aktivitäten, etwa von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Hier gilt es abzuwägen. Möglich wäre aber beispielsweise, dass bei kleineren Beträgen Zahlungen anonym bleiben.

GIBT ES SCHON LÄNDER MIT EIGENEN DIGITALWÄHRUNGEN

Kleine Länder sind bereits vorgeprescht. Der Insel-Staat Bahamas war 2020 das erste Land, das mit dem “Sand Dollar” eine digitale Version seiner Landeswährung eingeführt hat. Die Ostkaribische Zentralbank, die Notenbank mehrerer Länder der Ostkaribik, hatte vor wenigen Monaten das sogenannte “DCash” eingeführt. Die Ländergemeinschaft ist damit weltweit die erste Währungsunion, die eine Digitalwährung hat. Unter den großen Ländern hat China die Nase vorn. Chinas Notenbank hat bereits umfangreiche Testläufe mit einem digitalen Yuan in mehreren Millionenmetropolen gestartet, darunter Shenzhen and Shanghai.

(APA/red)