Kaum ein Land hat mehr afghanische Flüchtlinge bislang aufgenommen als Österreich. Auch Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) stellte in dem Zusammenhang klar: “Wir gehören zu den meistbelasteten Ländern. Wir haben schon jetzt die zweitgrößte Community in der EU, gerechnet auf 100.000 Einwohner.” Das bringe große Probleme bei der Integration und bei der inneren Sicherheit. “Unser sozialer Wohlfahrtstaat darf nicht in Schieflage geraten”, so Nehammer, weshalb Österreich Hilfe vor Ort leisten will.

Großteil der Afghanen flieht in Nachbarländer

Ende 2020 gab es laut UNHCR rund 2,6 Millionen afghanische Flüchtlinge im Ausland, die kein Asylverfahren betreten oder abgeschlossen hatten. 85 Prozent der afghanischen Flüchtlinge sind laut Statista in Afghanistans Nachbarländer Iran und Pakistan untergekommen, während Deutschland mit 148.000 – oder rund 5,5 Prozent – gezählter afghanischer Flüchtlinge weltweit an dritter Stelle steht.

Weitere beliebte Ziele von afghanischen Flüchtlingen in Europa sind Österreich, Frankreich und Schweden. Laut dem jüngsten Bericht der Europäischen Union wurden im ersten Quartal 2021 rund 7000 Afghanen eine dauerhafte oder vorübergehende Rechtsstellung in der EU zuerkannt. Mindestens 2200 davon befanden sich in Griechenland, 1800 in Frankreich, 1000 in Deutschland und rund 700 in Italien , so dass kleinere Kontingente für andere EU-Staaten übrig bleiben.

Im weltweiten Vergleich liegt Österreich beim Anteil von Afghanen an der Gesamtbevölkerung an dritter Stelle:
Iran: 0,94%
Pakistan: 0,66%
Österreich: 0,45%
Schweden: 0,29%
Deutschland: 0,18%
Frankreich: 0,05%

Nur 62 % der Afghanen werden in der EU als Flüchtlinge anerkannt

Insgesamt hatten afghanische Flüchtlinge eine Chance von 62 Prozent auf Anerkennung in der EU, obwohl vielen nur ein befristetes Bleiberecht gewährt wird. Umgekehrt sind Frankreich und Deutschland auch die Länder, die die meisten afghanischen Asylbewerber ablehnen, aber die europäischen Länder haben angesichts der Entwicklungen im Land inzwischen die Abschiebungen ausgesetzt. Am Dienstag hatte Österreich zuletzt vier Männer aus Afghanistan abgeschoben, allerdings nicht in ihre Heimat, sondern im Rahmen des Dublin-Abkommens nach Rumänien.