“Das gibt Krieg, das ist Mobbing”, schrie der NEOS-Politiker bei der Anfrage des eXXpress ins Telefon – Helmut Brandstätter, der frühere Chefredakteur des KURIER, wollte sich bisher nicht sachlich dazu äußern, ob die Zahlungen der OMV an die Firma seiner Gattin, der ORF-Redakteurin Patricia Pawlicki, für eine jahrelange Medienberatung seine Berichterstattung über den damaligen Vorstand des Mineralölkonzerns, Gerhard Roiss, beeinflusst haben könnte.

Wie der eXXpress kürzlich aufdecken konnte, hat Pawlickis Unternehmen “Business Zeus GmbH.” in etwas mehr als vier Jahren 386.820 Euro eingenommen. Dazu liegt auch ein Vertrag sowie eine Vertrags-Erweiterung der OMV mit der ORF-Redakteurin vor: Ab 1. Juli 2014 ist die Honorarpauschale nämlich von 6600 auf 8400 Euro brutto monatlich erhöht worden. Was genau für dieses nicht wirklich geringe Honorar geleistet worden ist, wollten bisher weder die ORF-Mitarbeiterin, noch der NEOS-Politiker mit Arbeitsunterlagen erklären.

Die Liste: OMV-Vorstand Roiss hatte beim KURIER kein Problem mit negativer Berichterstattung

Jahrelang hohe Überweisungen an Firma von Brandstätters Ehefrau

Aufgrund der mangelnden Kooperation Brandstätters bei der Aufklärung des Verdachts eines Zusammenhangs zwischen einer sehr positiven KURIER-Berichterstattung über den OMV-Boss und die von Brandstätters Familie übernommene Medienberatung für die OMV-Spitze sah der eXXpress selbst nach, wieviele positive Artikel, Interviews und Kolumnen über OMV-Vorstand Gerhard Roiss damals im KURIER erschienen sind.

Fazit: Vom 21. Oktober 2011 bis zur Abwahl von Roiss in der OMV im Oktober 2014 waren es 16, neun davon hat Helmut Brandstätter selbst verfasst. Bis zum endgültigen Abgang von Roiss Mitte 2015 folgten 18 weitere KURIER-Artikel, in denen Roiss gut wegkam – Helmut Brandstätter verfasste dabei einen Leitartikel und führte ein Interview. Der OMV-Boss durfte sich also über insgesamt 34 ganz passable Artikel und Interviews freuen. Hintergrundinfo: Ein Anzeigenkunde hätte für eine halbe Seite im KURIER 14.000 € zu bezahlen, der verbrauchte Platz in der Tageszeitung für die positiven Artikel über die damalige OMV-Spitze hätte vermutlich einen Gegenwert von 476.000 €.

Die Überweisungen des Mineralölkonzerns an die Firma von Patricia Pawlicki, der Gattin des Ex-KURIER-Chefredakteurs, begannen am 11. Mai 2011, die letzte Rechnung an die OMV ist datiert mit dem 17. Juli 2015. Im Juni 2015 hat Gerhard Roiss die OMV verlassen. Endstand bei den Auszahlungen (letzte Überweisung am 2.9.2015): 386.820 €.

Die Interviews und Berichte waren auffallenderweise meist sehr positiv für Roiss: Am 21. 10. 2011 lieferte Brandstätter ein halbseitiges Interview zur OMV, am 31.3.2021 ein ganzseitiges Interview (“Alles rund um die OMV”). Am 23. 3. 2013 durfte Roiss bei Brandstätter in einem  großen Interview klagen “Amerika fährt uns davon”, am 5. 10.2013 forderte der OMV-Boss dann bei Brandstätter im Mega-Interview “Hände weg von den instabilen Ländern”. Viele für Roiss positive Storys wurden aber auch von einer Redakteurin des KURIERS erledigt, wie die Liste zeigt – siehe Faksimile.

Ein Fall für die Staatsanwaltschaft?

Da die Honorare an Brandstätters Ehefrau von einem Konzern, der zu 31,5 % im Besitz der Republik Österreich ist, überwiesen worden sind, könnte sich auch die Staatsanwaltschaft  für den Fall interessieren. Immerhin fällt bei einem Leitartikel des früheren KURIER-Chefredakteurs eine Parteinahme für Roiss besonders auf: Am 10. 10. 2014 titelte Brandstätter etwa “So wird öffentliches Eigentum ruiniert – Gerüchte um Roiss schaden dem Unternehmen.” Wenige Tage später wurde Gerhard Roiss vom Aufsichtsrat von der Funktion abgewählt, ein paar Monate später schrieb dann der jetzige NEOS-Politiker trotzig in einem Leitartikel: “Roiss-Ablöse wird juristisch ein Nachspiel haben.” (2.2.2015)

Brandstätter hatte schon einmal massive Vorwürfe mit Klagen abgewettert – eine Tageszeitung wurde deshalb verurteilt, weil sie die Einstellung von Brandstätters Sohn in der ÖBB beim damaligen Generaldirektor Christian Kern kritisiert hat.

ORF-Redakteurin Patricia Pawlicki machte für die OMV Medienberatung, ihr Ehemann Helmut Brandstätter schrieb zeitgleich im KURIER über die OMV
Bezeichnete den Vertrag der OMV (Bild) mit seiner Gattin als "eigenartiges Papier": NEOS-Politiker Brandstätter