Die Flüge zu den Spielen der deutschen Nationalmannschaft während der EM im eigenen Land haben hinlänglich für Verärgerung gesorgt. Vor allem die Extravaganzen von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die für 250 Kilometer nach einer Partie trotz Nachtflugverbots von Frankfurt nach Luxemburg mit der Flugbereitschaft der Bundeswehr jettete, sorgten für Negativ-Schlagzeilen.

Doch auch ihre Kabinettskollegen wurde während des Turniers im eigenen Lande zu Vielfliegern. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und einige seiner Minister verursachten horrende Kosten durch ihre Fußball-Reisen. 531.008,86 Euro wie eine Anfrage der Linke-Gruppe im Bundestag ans Licht brachte. “Wer für sechs angebliche Dienstreisen Kosten von über einer halben Million Euro verursacht, ist entweder völlig verantwortungslos oder endgültig abgehoben“, sagt Sören Pellmann, der Vorsitzende der Linken-Gruppe. Die Flugbereitschaft dürfe „nicht die alternative Reisemöglichkeit für ein abendliches Unterhaltungsprogramm der Bundesregierung sein“. „Vermutlich aber ist die Flugbereitschaft aufgrund der kaputt gesparten Bahn für die Ministerinnen und Minister und den Kanzler das angenehmere Reisemittel”, so Pellmann gegenüber der “Welt”.

Rechtslage bei Ehrenkarten offenbar nicht eindeutig

Was die Opposition ganz besonders aufregt: Bundeskanzler Scholz wurde bei seinen Stadionbesuchen von Ehefrau Britta Ernst begleitet. Auch sie ausgestattet mit einem VIP-Ticket der UEFA. Britta Ernst ist zwar ebenfalls Ministerin (in Brandenburg), Landespolitikern standen die Ehrenkarten aber offenbar nicht zu. Und auch den Bundesministern und dem Kanzler soll es nicht zugestanden haben, Ehepartner oder sonstige Begleitpersonen zu den Spielen mitzunehmen.

Die Bundesregierung windet sich bei der Frage nach der Zulässigkeit aus der Affäre: Es handle sich um gängige Staatspraxis, dass Ehepartner hochrangige Politiker bei bestimmten Anlässen begleiteten. Eine schriftliche Regelung zur Frage der Begleitung oberster Repräsentanten der Verfassungsorgane existierten laut einer Sprecherin jedoch nicht.

Kabinettstreffen beim Fußball.GETTYIMAGES/Photo by Kevin Voigt/Getty Images