Die ÖVP hat die Schlacht um den Erhalt von Thomas Schmid verloren. Nicht, weil strafrechtlich relevante Vorwürfe plötzlich beweisbar waren, sondern weil dessen privater Zynismus, dessen private sexuelle Ausrichtung und die Veröffentlichung seiner privaten, scherzhaft übertriebenen Wertschätzungs-SMS an den Kanzler von mehreren Medien immer wieder in den verschiedensten Variationen verbreitet worden sind. “SO ein Mensch”, wurde getwittert, dürfe nicht Manager der Staatsholding ÖBAG sein. Ok, dann wenden wir künftig diese moralische Vorgabe doch für die gesamte Innenpolitik an – für Rechts, Mitte und auch für Links.

Wann sehen wir die Chats zwischen Klenk und Strache?

Die Umsetzung des Moral-Regelwerks erzwingt gleich mehrere Fragen: Warum erfahren wir immer nur von Handy-Chats mit ÖVP-Hauptdarstellern, warum sickert nie durch, was sich so auf dem ebenso beschlagnahmten Mobiltelefon von Hans Peter Doskozil findet? Warum lesen wir nichts über die SMS des SPÖ-Landeshauptmanns über Pamela Rendi-Wagner? Oder über Wiens Bürgermeister Michael Ludwig? Oder jene von Doskozil mit Ludwig über Rendi-Wagner?

Wann leakt bitte irgendwer aus der Justiz, pardon: “ein Anwalt”, was die frühere Wiener SPÖ-Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely mit diversen Auftragnehmern beim Krankenhaus Nord gesmst hat? Oder welche interessanten Chats finden sich am Mobiltelefon von Wehselys 90.0000 Euro teuren Energiering-Ingenieurs oder auf jenem des grünen Planungssprecher Christoph Chorherr?

Und warum werden nie die in netter Vertraulichkeit geführten Chats des Wochenzeitungs-Chefredakteurs Florian Klenk mit Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache publiziert? Warum werden Bussi & Herzerl-Emojis beim Kanzler thematisiert, aber nicht der SMS-Verkehr zwischen Strache und dem ultralinken “Falter”-Mitarbeiter, der sich als Oberaufdecker bei jedem vermeintlichen Skandal inszeniert?

Warum wird in manchen Medien seitenlang über mögliche (!) Fälle von Postenschacher durch ÖVP- oder FPÖ-nahe Personen berichtet, jedoch die freche Vergabe von Aufsichtsrats-Jobs durch die Grünen oder die peinliche Unterbringung der Tochter des Ex-SPÖ-Kanzlers Gusenbauer beim Verfassungsschutz verschwiegen?

Rechtlich alles ok – dann eben character assassination

Wir wissen warum: Weil eine derartige Ehrlichkeit und Anständigkeit nicht ins Gesamtkonzept passt – dieses Gesamtkonzept sieht nämlich vor, dass ein demokratisch gewählter Regierungschef durch ständige Attacken gegen ihn, gegen seine Parteifreunde und gegen parteinahe Personen aus dem Amt geputscht werden soll.

Wir erleben aktuell Ibiza II: Die Mehrheitsentscheidung des Souveräns, der österreichischen Bevölkerung, soll von einer kleinen, SPÖ-nahen Clique umgedreht werden. Mit allen Mitteln. So wie das bei Ibiza I mit extrem zusammengeschnittenen Video-Passagen, mit dem dazu inszenierten Medienhype und auch mit Hilfe schwerkrimineller Typen gelungen ist, von denen zwei in Haft sitzen.

Und wir wissen auch, wie diese Drecks-Aktion – Fachbegriff: character assassination – dann abläuft: Die Partie von Wochenblattl A, das von Anzeigen der Stadt Wien subventioniert ist, schickt eine mittelaufregende Sudel-Story über einen ÖVP-Politiker oder ÖVP-nahen Manager an den auf Twitter immer regierungskritisch schreibenden Radio-Redakteur K. Dieser ORF-Netzwerker K. bringt einen Beitrag, aber auch das wird noch immer ziemlich ignoriert. Dann kommt ORF-TV-Redakteur X ins Spiel, der das in einer Hauptnachrichtensendung des ORF unterbringt, deshalb muss auch die Nachrichtenagentur APA reagieren – und schließlich verbreiten (fast) alle Medien den nicht erwiesenen “Verdacht” oder aus dem Zusammenhang gerissene private SMS-Nachrichten. Verhaltensoriginelle Social-Media-Rüpel verteilen “DEN SKANDAL” dann noch auf Facebook und Twitter – Mission accomplished.

Bei den Besten und Teuersten dieses Genres gelernt

Seit Ibiza I im Frühjahr 2019 hat Links diesen demokratiegefährdenden Vorgang, diese character assassination, perfektioniert. Die dabei handelnden Personen durften ja auch von den Besten und Teuersten der internationalen Rufmord-Experten lernen – die SPÖ hat allein für “Dirty Campaigning”-Spezialist Tal Silberstein bekanntlich 536.000 Euro ausgegeben. Links kann dreckig eindeutig besser. Der Trost für überzeugte Demokraten: Für die Wahl ins Kanzleramt wird das sicher nicht reichen.