Stefan Brennsteiner war im Riesentorlauf am heutigen Sonntag in Yanqing auf dem Weg zu einer Medaille. Doch im zweiten Lauf bekam der ÖSV-Läufer die Ski übers Kreuz und war damit chancenlos. Zwar fuhr er den Lauf tapfer zu Ende und reihte sich als 27. ein. Doch die Leidensgeschichte des Salzburgers bei Olympischen Winterspielen ist damit um ein Kapitel reicher. Vor vier Jahren bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang erlitt er einen Kreuzbandriss.

Doch Enttäuschungen stellen sich bei Stefan Brennsteiner immer erst verspätet ein. “Was wäre wenn. Ich hasse diesen Satz, er ist bei mir schon viel zu oft gekommen. Das Skifahren war ganz okay, der zweite Lauf war nicht das Gelbe vom Ei. Oben weg hat es sich nicht gut angefühlt, im Mittelteil war es eigentlich ganz gut. Dann verhaspel ich mich so blöd, bekomme die Ski deppert übers Kreuz”, analysierte der Salzburger im Schneetreiben am Fuße der “Ice River” recht emotionslos seinen Lauf.

Kreuzbandriss in Pyeongchang 2018

“Es tut schon weh und ist Olympia und nur alle vier Jahre, aber nichtsdestotrotz gibt es viel schlimmere Sachen,” meint Stefan Brennsteiner nach seinem Aus im Riesentorlauf. Aus einem blöden Umstand heraus wollte es nicht klappen, denn es komme ihm nicht vor, als ob er einen großen Fehler gemacht habe. Er hoffe nun, dass er im Teambewerb “eine gute Rolle” spielen werde. “Dass wir vielleicht ein versöhnliches Ende mit Olympia herbringen.”

Am 18. Februar 2018 riss sich Stefan Brennsteiner das Kreuzband. Seine Karriere wäre fast beendet gewesen. . “Gleich nach der Verletzung war meine Einstellung, dass ich mir das sicher nicht mehr antue,” erinnert sich der ÖSV-Läufer (30). Zu oft hatte er das schon erlebt, es war sein vierter Kreuzbandriss. Doch nach der Operation in der Privatklinik Hochrum fasste er neuen Mut.

Die Verletzung passierte just in einer Phase, wo Brennsteiner das Gefühl hatte, in die Weltspitze vordingen zu können. Mit den Rängen 12 in Adelboden und 13 in Alta Badia hatte er die besten Weltcup-Ergebnisse erzielt. Nach seinem Comeback konnte Brennsteiner allerdings nicht mehr Fuß fassen. Im Februar 2020 kam der nächste Rückschlag: Im Parallel-Riesentorlauf in Chamonix erlitt er eine Außenmeniskus- und Knorpelverletzung im linken Knie – und war schlicht erleichtert, dass es nicht wieder ein Kreuzbandriss war.

Im Saisonfinish 2020/21 und unter Anleitung von Gruppentrainer Michael Pircher und Ferdinand Hirscher aus dem einstigen Marcel-Hirscher-Erfolgsgespann gelang Brennsteiner ergebnistechnisch dann doch noch der Durchbruch, mit zwei dritten, einem vierten und einem fünften Platz in den letzten vier Saisonrennen beendete er den Winter. Nun sei der Existenzdruck weg, meinte er erleichtert.

Die aktuelle Saison begann durchwachsen, ein siebenter und ein zehnter Rang waren die besten Ergebnisse. Es fehlte nicht viel, um in Yanqing die Vergangenheit vergessen zu machen. Aber “was wäre wenn” bringt Brennsteiner wie gesagt nicht weiter. “Das Gute ist, dass mein Skifahren wieder auf einem guten Level ist. Aber ich liege wieder daneben.”

Manuel Feller kritisiert Olympia-Riesentorlauf

Schon im ersten Durchgang machte den Läufern der heftige Schneefall zu schaffen. Nach dem Rennen nahm sich Manuel Feller kein Blatt vor den Mund: “Das ist so weit weg von verantwortungsvoll. Gott sei Dank hat der beste Riesentorläufer der Saison gewonnen. Das wäre noch eine Schande gewesen, wenn das nicht so wäre,” meinte Feller. Am Ende sicherte sich der Schweizer Marco Odermatt die Goldmedaille vor dem Slowenen Zan Kranjec und dem Franzosen Mathieu Faivre.

Feller schied nach Platz sieben im ersten Durchgang nach dem zweiten Lauf aus. “Ich hab schon im Vorhinein gesagt, dass ich nicht viele Erwartungen habe. Aber dann sowas wie heute habe ich noch nicht erlebt. Das war das Brutalste, das ich jemals erlebt habe,” fügte Feller hinzu. Der erste Durchgang sei schon verantwortungslos gewesen. “Dann fünf Stunden warten und warten, bis es dunkel ist. Aber ich weiß nicht, was sie in der Zeit gemacht haben. Im ersten Hang waren so hohe Hügel, das war unglaublich” kritisierte der Tiroler.