Dass wir in eine massive Teuerungskrise schlittern könnten, davor warnte der Finanzexperte Thomas Mayer (68) vom Flossbach von Storch Research Institute schon vor eineinhalb Jahren, unter anderem im interview mit dem eXXpress. Er warnte: Es fehle eine Bremse für die Lohn-Preis-Dynamik. Vor allem war es die Geldpolitik der Zentralbanken, die ihm Sorge bereitete. In ihr sieht er auch die eigentliche Ursache der jetzigen Teuerungskrise, nicht etwa im Ukraine-Krieg.

Die Geldmenge stieg, aber nicht das Angebot

“Die Zentralbanken haben irrsinnig viel Geld in die Wirtschaft gepumpt”, stellte er schon damals fest. “Gleichzeitig ist die Menge an Gütern und Dienstleistungen gesunken.” Das werde sich vor allem dann in Form von erhöhten Preisen bemerkbar machen, wenn die nicht wieder anspringt.

Thomas Mayer sieht die Verantwortung bei der EZB.Flossbach von Storch/APA/dpa/Boris Roessler

Schon 2020 begannen die Zentralbanken die Wirtschaft mit Geld zu fluten. Das taten sie, indem sie Staatsanleihen aufgekauft haben, finanziert mit neugeschaffenem Geld. Die Staaten haben durch die Emission dieser Anleihen das Geld dann bekommen und es den Menschen als Kompensation für die Verdienstausfälle überwiesen. Doch das Angebot ist seither nicht gestiegen. “Das war enorm enttäuschend”, meint er nun. “Es ist eigentlich schlimmer gekommen, als erwartet. Überall entstehen Angebotsprobleme.”

"Man kann die Wirtschaft nicht wie ein Uhrwerk steuern"

Wenn nun Zentralbanker sagen, sie konnten einmalige Ereignisse wie den Ukraine-Krieg ja nicht vorhersehen, dann sei das “Ablenkung vom eigenen Missmanagement”. Die Zentralbanken haben selbst mit ihrer Geldpolitik die Inflationskrise erzeugt, obwohl die Inflation zu steuern ihre eigentliche Verantwortung ist.

Letztlich sieht der Wirtschaftswissenschaftler hier eine Anmaßung von Wissen: “Man kann eine Wirtschaft nicht wie ein Uhrwerk steuern. Wir können die Inflation nicht präzise an einen Punkt bringen.” In Wahrheit hätten die Zentralbanken die Situation viel weniger unter Kontrolle als sie vorgeben. Sie haben falsche Modelle benutzt, aber nicht auf die Wirklichkeit geschaut.