Der Bundesrechnungshof beginnt mit einer Sonderprüfung, auch der Wiener Stadtrechnungshof ermittelt, im Gemeinderat und in den (wenigen kritisch berichtenden ) Medien werden Fragen nach der freihändigen Vergabe von zweimal 700 Millionen Euro Wiener Steuergeld gestellt, dazu treffen nun auch Sachverhaltsdarstellungen mit den – bisher unbewiesenen – Vorwürfen der Untreue und des Amtsmissbrauchs bei der Staatsanwaltschaft ein: Die Causa ist Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) so richtig unangenehm.

Setzte sich 2018 schon einmal in einem internen Machtkampf durch: Bürgermeister Michael Ludwig

Bizarres Leugnen der Finanzprobleme bei Wien Energie

“Das wird noch eskalieren. Da fliegen bereits die Fetzen”, hörte jetzt der eXXpress aus dem Rathaus: Finanzstadtrat Peter Hanke will sich die Schuld am Desaster der Wien Energie, die zu 100 % im städtischen Eigentum ist, verständlicherweise nicht alleine umhängen lassen, der Wiener Stadtchef Michael Ludwig hingegen versuchte sich schon bei seinem jüngsten Medienauftritt freizustrampeln – er gab den Märkten, den hohen Preisen und einem fehlenden Schutzschirm die Schuld am Desaster des städtischen Energieunternehmens.

Und gleichzeitig wurde auch bizarrerweise geleugnet, dass die Wien Energie in wirtschaftlichen Schwierigkeiten sei – trotz der 1,4 Milliarden Euro Blitz-Darlehen der Stadt Wien, trotz der erwünschten neun Milliarden Euro Staatshilfe und trotz der bekannten Weigerung zweier bekannter Banken, weitere Haftungen für die Wien Energie zu übernehmen.

In Wien auch bei Unternehmern sehr geschätzt: Finanzstadtrat Peter Hanke

Offene Konfrontation zwischen Ludwig und Hanke wäre für die Partei fatal

Jetzt würden im Wiener Rathaus die Nerven blank liegen: Michael Ludwig, der nach seinem peinlichen Auftritt beim Video-Call mit dem falschen Vitali Klitschko ohnehin schon angezählt war, verliert weiter an Vertrauen und an Ansehen, wenn nicht ein anderer Schuldiger in der Finanzaffäre gefunden wird.

“Wahrscheinlich wird der Bürgermeister seinen Finanzstadtrat opfern, vielleicht dazu noch einen Wien-Energie-Geschäftsführer feuern, um sich dann selbst als Macher, der in Krisensituationen sofort handelt, reinzuwaschen”, sagte ein Rathaus-Insider dem eXXpress.

Zwischen dem schon oft als logischen Nachfolger Ludwigs genannten Peter Hanke und dem noch amtierenden Bürgermeister soll es ohnehin schon seit längerem zu Meinungsverschiedenheiten bei der Besetzung wichtiger Posten im Magistrat gekommen sein. Bisher kam es aber nicht zu einem offenen Krieg in der Wiener SPÖ. Ludwig wäre darin nicht unerfahren: Immerhin hat er sich – auch mit Hilfe der “Krone” – im Jänner 2018 schon einmal gegen einen Genossen durchgesetzt, um nach Michael Häupl Stadtchef zu werden.

Eine harte offene Konfrontation zwischen den beiden SPÖ-Politikern wäre für die Partei in Wien und auch im Bund fatal.

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