Nach der Festnahme eines erst 16 Jahre alten Jugendlichen aus Wien, der nicht nur Videos im von sich im Internet verbreitet hat, die ihn beim Hantieren mit Schusswaffen zeigen, sondern auch “starke radikalislamistische Tendenzen” aufweisen soll (der eXXpress berichtete), fragt sich ganz Wien: Wer ist dieser Jugendliche und wie gefährlich ist er wirklich? Konnte mit seiner Festnahme vielleicht Schlimmeres verhindert werden?

Die Erinnerungen an den Anschlag in Wien im November 2020 sind noch frisch, erst vergangene Woche kam es an der Universität im deutschen Heidelberg zu einem schrecklichen Amoklauf – hier kam ans Licht, dass der erst 18 Jahre alte Täter Nikolai G. seine Waffen in Wien gekauft hatte (auch hier berichtete der eXXpress). In der Folge kam eine Debatte um das Waffengesetz in Österreich hoch, die Aufmerksamkeit rund um Teenie-Täter ist taufrisch. Der eXXpress konnte erste Hintergrundinformationen zu dem Jugendlichen in Erfahrung bringen, der am Samstagmorgen österreichweit Schlagzeilen machte.

Jugendlicher stellte mehrere Waffen-Videos von sich auf Social Media

Elias H. hat ägyptische Wurzeln, wurde in Wien geboren und lebt sein ganzes Leben in der Bundeshauptstadt. Polizeiangaben zufolge filmte und veröffentlichte der Jugendliche mehrere Videos, in denen er mit einer vermeintlichen Faustfeuerwaffe hantierte und diese abfeuerte. Auf den Videos ist nicht zu erkennen, ob es sich bei der Waffe um eine Schreckschusspistole handelt oder nicht. Nicht nur in Wohnräumen, auch in einer öffentlichen Parkanlage hantierte der Teenager mehrmals mit der Waffe und feuerte diese in einem Video auch unkontrolliert ab.

Einmal schoss er mit einer Waffe auch in einem Park in dicht besiedeltem Gebiet in unmittelbarer Nähe einer Wohnhausanlage mehrmals in die Luft, einmal schoss er aus einer Wohnung Richtung gegenüberliegendem Haus und filmte sich auch dabei. Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) stuft den Inhalt der Videos als “bedenklich” ein, Elias H. erwarten für diese Taten – auch wenn es sich um eine Schreckschusspistole handelte – mehrfach Anzeigen laut Paragraph 89 des Strafgesetzbuches, wegen Gefährdung der körperlichen Sicherheit Anderer.

Fragte offen nach Munition: H. wollte "9-Millimeter-Kugeln" kaufen

In manchen der Videos, die er auf Instagram hochlud, sprach Elias H. davon, dass er Munition – “Neun-Millimeter-Kugeln” – kaufen wolle. Bei den Faustfeuerwaffen soll es sich, wie sich später herausstellte, “um täuschend echt aussehende Schreckschusspistolen” gehandelt haben, so das Innenministerium am Samstag.

Diese Aufnahmen waren bereits gemeldet und erste Erhebungen eingeleitet worden, als der Bursch in der Silvesternacht weitere Videos hochlud. Darauf ist er mit einem Freund beim Sprengen eines Kaugummiautomaten mit Pyrotechnik zu sehen. Auf einem anderen zielt er mit einer Schusswaffe auf eine entfernt stehende Personengruppe, die davon nichts mitbekommt.

Hausdurchsuchung brachte einiges zutage - H. forderte Freunde auf, "alle Chats mit ihm zu löschen"

Zu diesem Zeitpunkt war die Identität von Elias H. noch nicht bekannt, doch das änderte sich schnell. DSN, Stadtpolizeikommando Fünfhaus und Landeskriminalamt-Außenstelle West konnten H. rasch ausforschen: Die Polizei hielt ihn und zwei Freunde am Neujahrstag in einem gestohlenen weißen Kombi mit gestohlenen Kennzeichen in Rudolfsheim-Fünfhaus an. “Der beschuldigte Jugendliche führte dabei eine geladene Schreckschusspistole mit sich. Im Kofferraum des Fahrzeugs wurden weitere gestohlene Kennzeichen gefunden. Zudem war der Lenker des Fahrzeugs durch Suchtgift beeinträchtigt”, sagte BMI-Sprecher Harald Sörös.

DSN, WEGA und Polizeidiensthundeeinheit führten daraufhin eine Hausdurchsuchung bei Elias H. durch. Dabei wurden eine zweite Schreckschusspistole samt Munition, ein Kampfmesser, ein Mobiltelefon sowie weitere elektronische Datenträger sichergestellt. In der Nacht darauf veröffentlichte er noch ein Video – gefilmt von einem fremden Endgerät – und forderte darin alle seine Freunde auf, die “Chats mit ihm zu löschen”.

Elias H. verweigert Kooperation mit der Exekutive

“Derzeit läuft die forensische Auswertung der sichergestellten Datenträger und Erhebung zu etwaigen radikal islamistischen Bezügen sowie zur Ausforschung weiterer Verdächtiger”, so Sörös. Der Jugendliche kooperiere nicht und verweigert die Herausgabe seiner Passwörter.

Starker Verdacht auf "islamistische Tendenzen"

Weiters lägen Hinweise vor, “dass der Jugendliche mit islamistischer Ideologie zumindest sympathisiert”.Den Verdacht der “islamistischen Tendenzen” machen die Ermittler u.a. am Auftreten des Burschen mit teilweise “islamischen Gewändern” in seinen Videos fest, aber auch daran, dass er im Netz einschlägigen Personen gefolgt sei. Der Beschuldigte weise jedenfalls “eine gefährlich anmutende Affinität zu Schusswaffen auf”.

Karner verurteilt extremistische Aktivitäten scharf

“Extremistische Aktivitäten haben in unserer demokratischen Gesellschaft keinen Platz”, betonte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in einem Statement. “Die neue Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst wird hier weiter wachsam sein und jede Form von islamistischer Betätigung, Antisemitismus und Rechtsextremismus konsequent bekämpfen”, so Karner.