Murat Baser, Chef der Islamischen Religionsgemeinde Linz, zeigt sich auf Facebook hocherfreut: „Unser Gespräch war beiderseitig sehr aufschlussreich und konstruktiv. Ich bedanke mich entsprechend recht herzlich für diesen offen sowie ehrlich geführten Dialog und blicke mit Zuversicht in die Zukunft.“ Es geht um das Treffen mit Oberösterreichs Landeshauptmann-Stellvertreter und FPÖ-Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner, das Baser auch mit Fotos auf Facebook dokumentiert.

„Mein Zugang zu den Menschen war und ist immer das direkte Gespräch“, schreibt er dort. „Umso mehr hat es mir Freude bereitet, mich mit Herrn Landeshauptmann Stellvertreter, Dr. Manfred Haimbuchner, in seiner Funktion als FPÖ-Landesparteiobmann, offen über die verschiedenen Themen und gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen in Oberösterreich austauschen zu können.“

Führender Funktionär einer islamistischen Bewegung

Baser ist im Vorstand von „Austria Linz Islamische Föderation“ (ALIF). Der Doku-Stelle Politischer Islam zufolge ist das einer von drei Dachverbänden, unter dem die umstrittene Millî Görüş Bewegung (deutsch „Nationale Sicht“) in Österreich in Erscheinung tritt. Die islamistische Bewegung wurde von dem türkischen Politiker Necmettin Erbakan (1926 bis 2011) gegründet, der radikale anti-zionistische Verschwörungstheorien vertreten hat. Sogar die Kreuzzüge hätte der Zionismus organisiert. Mehr noch: In einem Interview mit der „Welt“ wetterte Erbakan gegen die Juden selbst, und zwar mit abstrusen, faktenwidrigen Unterstellungen: „Seit 5700 Jahren regieren Juden die Welt. Es ist eine Herrschaft des Unrechts, der Grausamkeit und der Gewalt“, behauptete er. Jährlich finden bei Vereinen von Millî Görüş Gedenkfeiern zum Todestag Erbakans statt.

Ein undatiertes Foto von Necmettin Erbakan, der als Ministerpräsident zwischen 1996 und 1997 die erste islamistische Regierung der Türkei führte.APA/AFP FOTO/ADEM ALTAN
Begräbnis 2011 in Istanbul: Trauernde halten Bilder Necmettin ErbakansAPA/AFP FOTO/MUSTAFA OZER

In Deutschland kam das Bundesamt für Verfassungsschutz zu der Überzeugung, dass Millî Görüş ein antidemokratisches Staatsverständnis zeige sowie westliche Demokratien ablehne. Es gibt aber auch jüngere Einschätzungen der Behörden, denen zufolge sich die türkisch-islamische Bewegung in den vergangenen Jahren gemäßigt habe.

Kritik an frauenfeindlichen Aussagen Basers

In der Vergangenheit hat Murat Baser auch schon für politischen Wirbel gesorgt, etwa im Jahr 2015, als er in einem Interview mit dem „Volksblatt“ gemeint hat: „Der Mann ist Hauptverantwortlicher sozusagen. Es wird immer wieder kritisiert, wieso hat Gott keine einzige Frau als Prophet geschickt. Ganz logisch: Physisch und psychisch sind die Frauen eben schwach, und sie werden schwanger, und wenn sie allein sind, brauchen sie Schutz, sind in Gefahr.“

Daraufhin hagelte es Kritik von ÖVP und Grünen: Diese „frauenfeindlichen Aussagen“ seien völlig inakzeptabel, erklärten sie.

FPÖ: Gespräche mit Religionsvertretern sind normaler Vorgang

Von Seiten des Landesbüros der FPÖ Oberösterreich wird unterstrichen: „Wir erhalten immer wieder Anfragen von religiösen Vertretern zum Gespräch. Das ist ein ganz normaler Vorgang.“ Zum Inhalt des Austausches wolle man nichts sagen, das tue man nur in seltenen Fällen. Murat Baser sei dem freiheitlichen Landesparteiobmann als Vertreter von ALIF vorgestellt worden.