Ein neues Gesetz erleichtert nun den Bau neuer Atomreaktoren in Frankreich. Die Nationalversammlung in Paris verabschiedete am Dienstagabend ein Gesetz, das den Abbau bürokratischer Hürden für den von Präsident Emmanuel Macron angekündigten Bau von sechs neuen Reaktoren bis 2035 vorsieht. Sie sollen in der Nähe bereits bestehender Atomkraftwerke gebaut werden. Dafür sollen die Genehmigungsverfahren abgekürzt werden.

Für das Gesetz stimmten neben Macrons Regierungspartei auch die Partei von Marine Le Pen, Rassemblement National, die Republikaner und die Kommunisten. Gegenstimmen kamen von den Grünen und der linkspopulistischen Partei La France Insoumise. Die Sozialisten enthielten sich.

Frankreich macht frühere Entscheidungen zur Reduktion der Atomstromproduktion rückgängig

Neben kürzeren Genehmigungsverfahren wird mit dem neuen Gesetz auch das seit 2015 geltende Ziel verworfen, den Anteil von Atomstrom bis 2035 von ursprünglich mehr als 70 bis auf 50 Prozent herunterzufahren. Zudem wird die ebenfalls 2015 beschlossene Höchstgrenze für Atomstrom gekippt, die bisher bei 63 Gigawatt lag.

Im Vorjahr war die Atomstromproduktion in Frankreich wegen der Abschaltung vieler maroder Reaktoren erheblich beeinträchtigt. Die alten AKWs hatten so wenig Strom produziert wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Außerdem waren im März erneut Risse in Leitungen des Notkühlsystems an mehreren Reaktoren festgestellt worden.

Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert unterdessen den Vorstoß Macrons und seiner Regierung, wieder auf die Atomkraft zu setzen. Laut Greenpeace wird ein Neustart der Atomindustrie in Frankreich „mit Gewalt” durchgesetzt.