Seit dem Abzug der NATO-Truppen im vergangenen Jahr und der Rückkehr der Taliban herrscht in Afghanistan wieder das islamische Recht, Scharia genannt. Das Taliban-Regime in Afghanistan hat jetzt angekündigt, die Scharia künftig vollständig umzusetzen. Dazu sollen auch öffentliche Hinrichtungen, Steinigungen, Auspeitschungen und Amputationen von Gliedmaßen bei Dieben gehören. Das teilte Zabihullah Mujahid mit, ein Sprecher der Taliban. Den Befehl dazu habe Taliban-Führer Hibatullah Achundsada gegeben. Achundsada, der seit der Rückkehr der Taliban an die Macht im August des Vorjahres nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen wurde, regiert per Dekret von Kandahar aus (im Süden Afghanistans), dem Geburtsort und geistigen Kernland der Bewegung.

Ursprünglich versprachen die Taliban eine mildere Version der rigorosen Herrschaft, die ihre erste Amtszeit von 1996 bis 2001 kennzeichnete, haben aber nach und nach die Rechte und Freiheiten eingeschränkt – vor allem jene von Frauen. Taliban-Chef Achundsada hat angeordnet, die Akten von Dieben, Entführern und Aufrührern in Zukunft sorgfältig zu prüfen. Sollten die Voraussetzungen erfüllt sein, müsse die Scharia vollstreckt werden. „Dies ist das Urteil der Scharia und mein Befehl, der verpflichtend ist“, zitiert der Talibansprecher den afghanischen Machthaber.

Für afghanische Frauen ist das Tragen der Burka wieder traurige Realität

Video auf Twitter zeigt öffentliche Auspeitschung einer Frau

In den sozialen Medien sind seit über einem Jahr Videos und Bilder von Taliban-Kämpfern zu sehen, die Menschen, denen verschiedene Vergehen vorgeworfen werden, auspeitschen. Die Taliban haben auch mehrfach die Leichen von Entführern öffentlich zur Schau gestellt, die bei Schießereien getötet worden sein sollen. „Als theokratische Organisation wollen die Taliban ihre religiöse Identität in den muslimischen Ländern stärken“, sagte Rahima Popalzai, eine Rechts- und Politikanalystin gegenüber dem US-Internetportal Raw Story. Die Taliban wollten zudem so auch ihre islamische Glaubwürdigkeit aufpolieren.

Jetzt hat auch die ehemalige deutsche Politikerin, Sawsan Chebli, ein Video per Twitter geteilt, auf dem zu sehen ist, wie eine Frau ausgepeitscht wird, weil sie ohne männlichen Vormund in einen Laden gegangen ist. Chebli scheibt dazu: „Ich teile dieses brutale Video, weil ich möchte, dass wir die Frauen Afghanistans nicht vergessen.“