Es sind deutliche Worte, die Putins Botschafter zu den Beziehungen Österreich aus russischer Sicht wählte. Bedauerlich findet der Diplomat, dass die über ein halbes Jahrhundert dauernden guten Beziehungen und die „tragenden Säulen eines so nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwungs Österreichs und seines Wohlergehens mit einer Handbewegung zunichte gemacht wurde“. Damit spielte Ljubinskij freilich auf die Sanktionen der EU gegen Russland an, die von Österreich mitgetragen werden.

Ljubinskij: "Die Nutznießer sitzen nicht in Wien"

„Heute sind jene umfangreichen bilateralen Mechanismen welche unter Zusammenwirken sowohl in der Wirtschaft als auch im humanitären Bereich und auch in Bezug der diplomatischen Wege und der Öffentlichkeit geprägt hatten, von österreichischer Seite zumindest eingefroren worden. Ich füge hinzu, dass es nicht die Österreicher sind, die von so einem Zusammenbruch der russisch-österreichischen Beziehungen profitieren. Die Nutznießer sitzen nicht in Wien“, so der Botschafter, der gegenüber der Agentur “RIA” dann auch auf die Ausweisung der vier Diplomaten zu sprechen kam.

Asymmetrische Reaktionen zur Ausweisung von russischen Diplomaten zu befürchten

Dazu hat Ljubinskij seine eigene Theorie: „Die Anordnung, dass vier Diplomaten Österreich verlassen mussten, fiel mit dem Stichtag zusammen, als Schallenberg (der österreichische Außenminister, Anm.d.Red.) den US-Außenminister Blinken besuchte. Solche Zufälle gibt es, aber es ist schwer daran zu glauben”, so der Botschafter. und weiter: “Unsere entsprechenden Gegenreaktionen auf die unfreundlichen Handlungen der österreichischen Behörden werden unweigerlich folgen”. Diese würden bereits in Moskau ausgearbeitet. Es wird erwartet, dass es zu den Ausweisungen der Diplomaten durchaus „asymmetrische“ Reaktionen geben könnte. Das bedeutet in der Diplomatensprache nichts Gutes für Österreich, wie der eXXpress bereits berichtete.

Wien ist als neutraler Verhandlungsort für die Russen ausgeschieden

Noch einmal auf das Treffen Schallenbergs mit seinem US-Amtskollegen eingehend, spricht der Kreml-Botschafter von einem “seltsamen Lob” aus den USA. Wörtlich habe Blinken gesagt, Österreich sei neutral, aber es ist kein neutrales Land. Für Ljubinskij ist klar: “Wenn alles in öffentlichen Diskussionen und Stellungnahmen darauf hinauszulaufen beginnt, dass Österreich nur militärisch neutral sei, dann kann ich das nicht anders als eine schleichende Erosion des österreichischen Neutralitätsstatus beurteilen”. Infolgedessen sei der Status von Wien als eine unabhängige internationale Hauptstadt als eine neutrale Verhandlungsplattform beeinträchtigt. Für Friedensverhandlungen, so welche zustande kommen sollten, kommt Wien demzufolge nicht mehr in Frage.

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