Die militärische Situation für die ukrainische Armee dürfte nicht allerbestens sein, das lässt sich aus den Statements von Waleriyj Saluschnyj (49) im Interview mit dem britischen “Economist” heraushören. So sagt der General deutlich, dass die Ukraine dringend mehr Waffenlieferung benötige, um wieder eine Offensiv-Operation starten zu können: „Ich brauche 300 Kampfpanzer, 600 bis 700 Schützenpanzer und 500 Haubitzen.” Also insgesamt 1000 Panzer und 500 Geschütze sollten noch zusätzlich an die ukrainische Armee geliefert werden, damit diese die russischen Streitkräfte besiegen könne …

Diese Wünsche aus Kiew könnten allerdings in der Realität gar nicht von den westeuropäischen Nationen erfüllt werden: In vielen EU-Staaten warnen die Militärs bereits vor einer gefährlichen Reduzierung der eigenen Verteidigungsmöglichkeiten durch die Waffen- und Munitions-Lieferungen an die Ukraine. Außerdem sind etwa die deutschen Kampfpanzer Leopard 2 mit ihren 66 Tonnen viel zu schwer für sämtliche Brücken und auch für Eisenbahn-Transporte in der Ukraine.

Der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, Waleriyj Saluschnyj (49).

Ukrainischer General rechnet mit russischer Offensive Ende Jänner

Selesnkyjs General rechnet im kommenden Jahr aber auch mit einer neuen russischen Großoffensive. „Im schlimmsten Fall Ende Januar“, sagt Saluschnyj. Die Russen würden 200.000 frische Soldaten dafür ausbilden – laut russischen Quellen sind bereits 70.000 kürzlich einberufene Reservisten an der 1200 Kilometer langen Front, weitere 230.000 seien laut Moskau bereits “in der Region”.

Die ukrainische Armee ihrerseits bereite ebenfalls eigene Reserven dafür vor, berichtet der Oberkommandierende: Ob die Offensive im ostukrainischen Donbass beginnen werde, im Süden, oder aus der nördlich angrenzenden Ex-Sowjetrepublik Belarus mit Stoßrichtung direkt auf Kiew, könne er allerdings noch nicht sagen. Dennoch werde die ukrainische Hauptstadt früher oder später erneut Ziel sein. „Ich habe keinen Zweifel daran, dass sie Kiew erneut angreifen werden“, sagte Saluschnyj.

Viele Einheiten der ukrainischen Armee sind nach fast zehn Monaten Krieg geschwächt.